Seite:OABoeblingen205.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
15. Schönaich. 205


dermaligen Schulmeister Ellwanger gegründete Liederkranz, welcher durch sein Auftreten auf dem im Jahre 1841 zu Ludwigsburg abgehaltenen Liederfeste eine besondere Celebrität erlangte. Seit dem Spätjahr 1848 sind übrigens die Übungen dieses Instituts eingestellt. Als Schattenseiten sagt man den Schönaichern nach, daß sie sehr abergläubig und noch um mehrere Jahrzehende zurück seyen, was nur insoferne begründet seyn dürfte, daß sich das, was man gegenwärtig Aufklärung nennt, noch weniger bei ihnen entwickelt hat, da sie der guten alten Sitte treuer geblieben sind als die Bewohner der Nachbarorte. Ebenso haben sie an altherkömmlichen Volksgebräuchen festgehalten und die moderne Tracht vermochte bis jetzt noch nicht die solide und zugleich malerische Volkstracht zu verdrängen (s. den allg. Theil). Das Angeführte gilt übrigens mehr für die ältern Einwohner, bei der Jugend ist es in neuester Zeit auch etwas anders geworden, indem diese, gerade nicht zu ihrem Vortheil, täglich mehr von den Sitten der Väter abweicht. In den Vermögensumständen kamen die Schönaicher trotz ihrer Thätigkeit und Betriebsamkeit und ihrer beinahe zur Übertreibung gehenden Sparsamkeit in neuerer Zeit auffallend zurück, was mitunter von der zu großen Bevölkerung, die mit der Feldgemarkung im Mißverhältniß steht, besonders aber von dem Aufkommen der Fabriken herrührt, wodurch die früher im Ort so sehr blühende Linnenweberei abkam. Es gibt daher nur wenig Vermögliche, die Mehrzahl ist unbemittelt und dennoch befinden sich keine eigentlichen Bettler in der Gemeinde. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Linnenweberei. Ersterer wird mit großem Fleiß und Umsicht betrieben; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, z. B. der Brabanter Pflug, gut angelegten Düngerstätten, Compostbereitung haben beinahe allgemein Eingang gefunden. Die Feldmarkung ist mit Ausnahme der Thälchen, welche die Aich, der Krähenbach und der Seebach in sie gefurcht haben, meist eben und hat einen fruchtbaren, lehmigen Sandboden, dessen Unterlage der grobkörnige Keupersandstein bildet, der öfters schon in geringer Tiefe ansteht. Als Besserungsmittel werden außer dem gewöhnlichen Dünger häufig die Jauche, Compost und zuweilen Gyps angewendet. Im üblichen Dreifeldersystem baut man Dinkel, Hafer, Gerste und wenig Roggen. Auf einem Morgen werden an Dinkel 1 Scheffel, an Hafer 1/2 Scheffel und an Gerste 1/2 Scheffel ausgesäet und durchschnittlich 8 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer, 6 Scheffel Gerste und 3–4 Scheffel Roggen eingeheimst. Der Ertrag wird im Ort verbraucht. In der ganz angebauten Brache werden Kartoffeln, Kraut, Kohlraben, Futterkräuter, Hanf und


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)