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208 Ortsbeschreibung.


Dafür, daß die Römer auch in dieser Gegend sich angesiedelt hatten, zeugen das römische Bild in der früheren Kirche (s. oben), und die in der nächsten Umgebung von Schönaich aufgefundene Überreste aus der römischen Periode, nämlich: eine bei der Speidelmühle gefundene römische Kupfermünze und eine römische Wasserleitung, aus der etwa 20 thönerne Teichel ausgehoben worden sind. Auf der sogenannten Burghalde, einer Bergspitze zwischen den Thälern der Aich und des Krähenbachs zunächst der Wolfenmühle, steht ein künstlich ausgeworfener mit Graben umgebener Hügel, der vermöge seiner ganz unbedeutenden Ausdehnung nicht für eine ehemalige Burg, sondern für einen römischen Wachhügel erklärt werden muß. In der Nähe der Kelter nördlich vom Ort wird eine Stelle „beim steinernen Mann“ genannt, was auf ein früher an dieser Stelle gestandenes Monument hindeutet. Zu diesem kommt noch die allgemeine Volkssage, daß Schönaich früher westlich vom Ort auf dem sogenannten „Lindenlauch“ gestanden sey, wo man auch wirklich Bruchstücke von Backsteinen und Ziegeln findet, die aber durch den Pflug schon so oft herumgeschafft und endlich abgerundet wurden, daß sich nicht mehr erkennen läßt, welcher Periode sie angehören. Oberhalb des Sees am westlichen Ende des Orts wird ein Felddistrikt „das Käppele“ genannt; hier soll eine Kapelle gestanden seyn. Im Gemeindewald Laubach will man schon auf Grundmauern von Gebäuden gestoßen seyn. Etwa 1/2 Stunde westlich von Schönaich trägt eine Stelle den Namen „Weihdorf“ und noch führt von Holzgerlingen ein alter Weg, der Weihdorfer Weg genannt, dahin. Nach der Sage stand hier früher ein Dorf, das übrigens längst abgegangen seyn muß; im Jahre 1719 wurde zwar hier ein Hof, bestehend aus 2 Gebäuden, erbaut, in dessen Nähe ein Jägerhaus stand, in welchem eine Wirthschaft getrieben wurde, allein dieser Hof ging bald wieder ab; und da die Benennung Weihdorf auf einen größeren Wohnplatz hindeutet und dieselbe schon vor Erbauung des Hofs in Lagerbüchern vorkommt, so scheint es doch, daß in früherer Zeit hier irgend ein Wohnplatz bestanden habe. b) Die Speidelsmühle liegt 1/4 Stunde südöstlich von Schönaich in einem freundlichen Wiesenthale an der Aich, die hier 2 Mahlgänge und 1 Gerbgang treibt. c) Die Wolfenmühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, nur 1/8 Stunde südlich vom Ort am Krähenbach, unfern der Einmündung desselben in Aich, gelegen.

Beide Mühlen mahlen hauptsächlich für Schönaich und bei großem Wasserstande zuweilen auch für die Nachbarorte, übrigens ist das Wasser öfters so spärlich, daß sie einige Stunden des Tags stille stehen müssen.


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)