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218 Ortsbeschreibung.


Parlamentsmitglied, auch außerhalb seines engeren Vaterlandes bekannt (s. Conversationslexikon der neuesten Zeit).

Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißig, eingezogen und gut geschult; ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, es gibt wenige Reiche, aber auch wenige Bettler. Feldbau, Viehzucht, Weberei und etwas Holzhandel bilden die Hauptnahrungsquellen.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und hebt sich täglich mehr; neue zweckmäßigere Pflüge sind allgemein und gut eingerichtete Düngerstätten finden immer mehr Eingang. Außer dem gewöhnlichen Dünger wird zur Erhaltung und Verbesserung des Bodens häufig die Jauche, ziemlich viel Torfasche und etwas Gyps angewendet. Im üblichen Dreifeldersystem baut man Dinkel, Hafer, Gerste, Roggen, Weizen und Einkorn. Zur Aussaat rechnet man pr. Morgen 8 Simri Dinkel, 6 Simri Hafer, 3–4 Simri Gerste, 4 Simri Roggen, 4 Simri Einkorn und eben so viel Weizen; der durchschnittliche Ertrag wird pr. Morgen zu 7–8 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Hafer, 3–4 Scheffel Gerste, 31/2 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Weizen und 5–6 Scheffel Einkorn angegeben. In der zur Hälfte angebauten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen und etwas Hanf gezogen; überdieß baut man noch in besonderen Ländern Kraut und Hanf. Die Bierbrauer ziehen in neuerer Zeit mit gutem Erfolg Hopfen, den sie selbst verbrauchen. Dinkel und Hafer kommt theilweise auswärts zum Verkauf. Die geringsten Ackerpreise sind 80 fl., die mittleren 200 fl. und die höchsten 350 fl. pr. Morgen. Die Wiesen können nicht bewässert werden und geben im Durchschnitt beim ersten Schnitt 20–24 Centner, beim zweiten 10–12 Centner gutes Futter pr. Morgen. Eine Ausnahme machen die Torf- und Moor-Gründe, welche meist saures Futter erzeugen. Ihre Preise bewegen sich von 100–350 fl. pr. Morgen. An den Freßbergen, in der obern und untern Halde wurde früher auf etwa 60 Morgen Weinbau getrieben, der vor 70 Jahren einging. Im Jahre 1801 legte man wieder 5 Morgen Weinberg an, die erst 1810 (weil sie bis dahin erfroren waren) ungefähr 11/2 Eimer ertrugen, dagegen 1811 10 Eimer ganz gutes Gewächs lieferten. Da aber die Reben von dem damaligen starken Wildstand sehr beschädigt wurden und überhaupt kein gutes Fortkommen zeigten, so ließ man sie 1820 abermals eingehen und hat seitdem keinen weiteren Versuch mehr gewagt. Sindelfingen hatte eine eigene Kelter, die neben dem Schafhaus stand. Die Obstzucht, welche sich nur mit Mostsorten und etwas Zwetschgen beschäftigt, ist unbedeutend, da die häufigen Frühlingsfröste und die rauhe Zugluft störend auf sie einwirken. Die


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)