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222 Ortsbeschreibung.


ist landesherlich. Die Einführung der evangelischen Lehre fällt mit der allgemeinen Reformation des Landes zusammen; als erste evangelische Stadtpfarrer führt Binder an: vor dem Interim Martin N. 1540–45, Joh. Beck 1545–48, Alb. Messerschmid 1548. Unter und nach dem Interim Jacob Bengel 1549–50. Die Reihe der Diacone beginnt mit Jacob Kappler 1557–90.

Von Schulanstalten befinden sich in Sindelfingen:

1) Eine combinirte lateinische und Real-Schule, bestehend aus a) einer Präceptoratsklasse, b) einer Realschule und c) einer lateinischen Elementarschule, je mit einem Lehrer.

2) Von deutschen Schulen: 1 Knaben-, 1 Mädchen-, 2 Mittel- und 2 Elementar-Schulen mit 2 Schulmeistern und 4 Unterlehrern. Eine lateinische Schule besteht in Sindelfingen seit etlichen Jahrhunderten, sie erhielt 1601 einen eigenen Präceptor (Jacob Kaufmann). Vorher waren die Diaconi zugleich Präceptoren und Schulmeister. Der jeweilige Präceptor ist zugleich Vicar an der Pfarrkirche.

Eine Industrieschule wurde 1827, eine Kleinkinderschule 1837 errichtet.

Wohlthätigkeits-Anstalten und Vereine. Außer den schon angegebenen Brodstiftungen besteht ein Armenhaus und ein Frauenverein zur Unterstützung Unbemittelter. Eine städtische und eine Privat-Leihkasse und zwei Liederkränze sind vorhanden; eine Bürgerwehr ist 1848 ins Leben getreten.

Anstalten für den Verkehr. Ein Omnibus geht wöchentlich drei Mal nach Stuttgart und außer diesem noch zwei fahrende Boten. Vicinalstraßen führen nach Böblingen, Vaihingen, Darmsheim, Maichingen und nach Leonberg; letztere ist ein Theil der ehemaligen Poststraße von Stuttgart über Sindelfingen nach Böblingen und Herrenberg. Sie ging im Jahr 1810/11 ein und wurde, mit Umgehung von Sindelfingen, von Stuttgart über Vaihingen nach Böblingen geführt, was der Stadt sehr zum Nachtheil gereichte. Um diesen Verlust einigermaßen zu ersetzen, legte die Gemeinde eine Vicinalstraße nach Vaihingen an und brachte noch überdieß namhafte Opfer für die Ausführung dieser Straße auf Vaihinger Markung. Hiedurch erhielt die Stadt, namentlich in der Badezeit, einen lebhafteren Verkehr, der ihr aber durch die in neuester Zeit angelegte Straße von Vaihingen nach Böblingen abermals geschmälert wird.

Auf der Markung befinden sich 5 steinerne Brücken, 1 innerhalb, die übrigen außerhalb der Stadt. Zu der Stadt gehören: b) die Goldmühle, 1/4 Stunde südöstlich von Sindelfingen am Goldbach gelegen, der hier 2 Mahlgänge


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)