Seite:OABoeblingen225.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
17. Sindelfingen. 225


sie an Egnolf von Falkenstein für 2000 fl. verpfändet. (Steinhofer 3, 355. 612.)

Gleich Böblingen (s. oben) wurde Sindelfingen mehrmals (1394, 1436, 1483) württembergischen Fürstinnen als Widem verschrieben.

Zur Stadt, mit gleichen Rechten wie Tübingen, wurde Sindelfingen erhoben durch Pfalzgraf Rudolf von Tübingen im April 1263 (Crusius Paral. 37); König Rudolf ertheilte hierüber am 1. März 1274 seine Bestätigung (Senkenberg Sel. jur. et hist. 2, 223). Im Jahre 1266 wurde der Stadtgraben angelegt; ins Jahr 1284 fällt die Ummaurung auf der Böblinger Seite (Sindelfinger Chronik). Erlaubniß zu Abhaltung eines Wochenmarkts jeden Mittwoch, und eines Jahrmarkts im September ertheilte Graf Ludwig von Württemberg den 2. Januar 1450.

Herzog Christoph wählte die Stadt einige Male zum Sitz eines Landgerichts „als eine gelegene und gefällige Mahlstatt;“ das erste Landgericht wurde vom 11. November bis 20. December 1555 gehalten; derselbe Herzog gab im Jahr 1556 der Stadt das Recht, den württembergischen Landtag mit einem Abgeordneten zu beschicken.

Im Jahre 1605 wurde die Stadt Sindelfingen zu einem besondern Oberamt, welches übrigens keine Amtsorte hatte, gemacht; damals erhielt es, statt des bisherigen Schultheißen, einen eigenen Vogt.

Noch vor ein paar Jahrzehnten bestund hier ein Volksfest, der sogenannte Kuchenritt; eine unverbürgte Sage nennt den Herzog Ulrich als den Stifter, welcher während seiner Verbannung sich einmal in nahegelegenen Wäldern verirrt habe und von Sindelfinger Burschen auf den rechten Weg geleitet worden sey. Drei Mühlen bei Sindelfingen und eine zu Dätzingen mußten alljährlich am Pfingstdienstag (ursprünglich am Montag) je einen großen Kuchen von bestimmtem Gewicht liefern, welcher Vormittags von berittenen Sindelfinger Burschen abgeholt, an Stangen befestigt und mit Bändern geschmückt wurde. Mit Musik an der Spitze und von andern Reitern begleitet zogen dann die Kuchenritter in Sindelfingen ein und ritten dreimal um den großen Brunnen am Kloster, der mit dem steinernen Standbild Herzog Ulrichs geziert ist. Hierauf verfügten sie sich zu einem Gastmal und Tanze, wozu ursprünglich das Rathhaus, an dessen Stelle später ein Wirthshaus trat, eingeräumt wurde. Speisen und Trank wurden auf herrschaftliche Kosten gereicht, auch eine sogenannte Freinacht gestattet. (Schwäb. Chronik 1841. S. 581.)

Bei dieser Stadt verdient auch Erwähnung, daß hier im


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen225.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)