Seite:OABrackenheim0027.jpg

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Obstzucht ist durch die Tiefgründigkeit des Lehms bedingt, indem die Bäume in demselben ungehindert wurzeln können. Die Zersetzungen der Gipsmergel (Leberkies) kommen hauptsächlich an den unteren Gehängen des Strombergs und des Heuchelbergs, wie an den zunächst dieser Höhenzüge sich anlagernden Ausläufern vor; sie werden an den sommerlichen Abhängen mit Vortheil für den Weinbau benützt, während sie für den Ackerbau ursprünglich zu mager und zu hitzig sind und erst nach längerer und fleißiger Bebauung allmählig in starke Thonböden übergehen und sich alsdann zu guten Getreideböden, in denen auch die Luzerne sehr gerne gedeiht, heranbilden. Auf den Winterseiten der steileren Partieen dieser Gruppe wird meist Waldbau getrieben. Über den Gipsmergeln lagert nun der feinkörnige Keuperwerkstein, der sich hauptsächlich über den Rücken des Heuchelbergs und über die Vorplatte am Fuß des Michaelsbergs verbreitet, und dessen Zersetzungen einen leichtsandigen, düngerbedürftigen Boden (Schlaisboden) liefern, der in geringer Tiefe von dem Sandstein selbst unterlagert wird. Da der Werkstein beinahe regelmäßig eine ebene Fläche herstellt, so wird auf seinen Zersetzungen, denen zuweilen auch eine günstige Beimengung von Lehm zukommt, häufig Feldbau getrieben, zu dem er sich, namentlich zu dem Kartoffelbau, bei fleißiger Bearbeitung und kräftiger Düngung mehr und mehr eignet. Auch Wein wird mit gutem Erfolg auf dem Werkstein gebaut und häufig werden die obern Verwitterungen desselben und die Sandmergel in die aus Gipsmergeln bestehenden Weinberghalden gebracht, um einen für den Weinbau noch günstigeren Boden zu erzielen. Die noch übrigen höher gelegenen Schichten der Keuperformation, der mittlere Mergel, der weiße grobkörnige Sandstein (Stubensandstein) und die Knollenmergel, kommen im diesseitigen Bezirk nur noch an den Steilgehängen und auf dem Rücken des Strombergs vor und dienen dort ausschließlich dem Waldbau. Die rasch vor sich gehenden Zersetzungen der beiden Mergel liefern einen dem Holzwuchs zuträglichen stark gebundenen, tiefgründigen Thonboden, während die Zersetzungsprodukte des weißen Sandsteins einen ziemlich nahrungsarmen Sandboden bilden, der, wenn ihm nicht der nöthige Humus, oder eine Beimengung von Lehm, Thon etc. zukommt, sogar der Waldvegetation nicht recht genügen will; man muß daher besonders darauf Bedacht nehmen, ihm die Humus erzeugenden Kräfte zu vermehren, jedenfalls nicht zu schwächen. In den Thalebenen haben sich fruchtbare, den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert, die meist von den nahen Bergabhängen und höher liegenden Gegenden hergeschwemmt wurden. 1

5. Luft und Witterung.

Die klimatischen Verhältnisse des Bezirks gehören im allgemeinen zu den milderen, theilweise zu den mildesten des Landes und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)