Seite:OABrackenheim0176.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht in gutem Zustande; man züchtet eine Kreuzung von Neckarschlag und Simmenthaler und hat 3 Farren von gleicher Race aufgestellt. Der Handel beschränkt sich auf das entbehrlich gewordene Vieh und der Milchverkauf nur auf die Stadt selbst. Auf den Allmanden und der Brach- und Stoppelweide läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 100 und im Winter 450 Stück Bastardschafe laufen. Schweinezucht wird nur für den eigenen Bedarf getrieben; es werden ungefähr so viel Ferkel aus- als eingeführt.

Anstalten für den Unterricht sind folgende vorhanden: 1) Eine lateinische Schule mit einer Präceptors- und Kollaboratorsklasse, in welcher auch realistischer Unterricht in der Geometrie und im Zeichnen ertheilt wird, woran auch Volksschüler Theil nehmen. 2) Eine deutsche Volksschule mit 3 Klassen, an der 2 Schulmeister und ein Unterlehrer unterrichten. 3) Mit der letzteren ist verbunden eine Arbeitsschule mit einer Lehrerin, die im Stricken und Nähen in 4 Klassen unterrichtet. 4) Eine Winter-Abendschule für 14–16jährige Söhne, samt einer Zeichenschule für Gewerbslehrlinge.

Die Stadt hat das Recht, in den Monaten Mai und September einen Krämer- und Viehmarkt (Krämermarkt zu 2 Tagen), im April und August einen Holzmarkt und im November einen Krämer-, Vieh- und Flachsmarkt abzuhalten. Jeden Donnerstag besteht mit Ausnahme der Festtage ein Schweinemarkt.

Von besonderen Stiftungen nennen wir: 1) Die Thill-, Herter- und Hornung’sche Familienstiftungen, gegründet von Legationsrath Thill in Stuttgart, von Helfer Herter in Brackenheim und Rechnungs-Probator Hornung in Brackenheim, und zwar beträgt die Stiftung von Thill ursprünglich 6800 fl., jetzt 90.000 fl., die von Herter ursprünglich 4000 fl., jetzt 7000 fl. und die von Hornung ursprünglich 16.000 fl., jetzt 18.000 fl.

2) Die Schütz-Gaab’sche Familienstiftung (Stifter Amtsschreiber Schütz zu Maulbronn und dessen Frau) ursprünglich 500 fl., jetzt 3100 fl. Die Familienstiftungen haben Studienzwecke; die Herter’sche giebt nebenbei noch Prämien für Wohlverhalten an Bürgerstöchter und die Hornung’sche reicht neben Berücksichtigung der Gewerbslehrlinge und Nupturienten jedem Familienmitglied eine Jahresportion.

Überdieß sind noch verschiedene Stiftungen für Schul- und Armenzwecke vorhanden, deren jährlicher Zinsertrag sich auf 800 fl. beläuft. z. B. der Herzogin Barbara Sophia, die 1656 4000 fl., des Priesters Emerich Emhart, der 1513 1200 fl., des hiesigen Burgermeisters Daniel Waidenlich, der 1601 mit seiner Frau Anna, geb. Haugin, 100 fl., und 1608 200 fl. stiftete. Das Vermögen der Hospitalpflege beträgt in Geld 186.000 fl.

Von Spuren aus frühester Vorzeit nennen wir: die römische

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)