Seite:OABrackenheim0184.jpg

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Von den beiden hiesigen Kirchen war die Johanniskirche ursprünglich die Stadtkirche; als solche trat aber, wohl der Bequemlichkeit wegen, an ihre Stelle die früher nur als Kapelle bezeichnete Jakobskirche. Heutzutage wird in der Johanniskirche am Johannisfeiertag vom Diakonus eine Predigt gehalten, aber auch sonst bei schönem Wetter nicht selten unter befriedigender Theilnahme der Gemeinde der Morgengottesdienst hierher verlegt; auch findet bei Leichenbegängnissen eine Benützung dieser Kirche im Falle ungünstiger Witterung statt. – Der Kirchensatz der Johanniskirche tritt uns zuerst als ein der Familie Magenheim zustehendes Lehen des Bisthums Worms entgegen, indem den 17. Mai 1366 Bischof Johann von Worms denselben nebst dem Zehenten zu Brackenheim mit Zugehörungen und allen heimgefallenen Lehen, welche die Gebrüder Erkinger und Egen sel. von Magenheim vom Bisthum und Stift getragen hatten, an Rafan und die 3 Gebrüder Gerhard, Hans und Diether von Thalheim verlieh. Allein schon den 23. Nov. 1366 vergabte derselbe Bischof alle diese Lehen an den Ritter Hofwart, welchem jedenfalls der Kirchensatz auch nicht lange blieb, da den 27. Decbr. 1367 unter den von den 4 Gebrüdern von Magenheim an den Grafen Eberhard von Württemberg verkauften Rechten zu Brackenheim auch der Kirchensatz allhier aufgeführt wird (s. oben). Graf Eberhard im Bart verwendete die Johanniskirche mit allen Rechten und Zugehörden zur Ausstattung der neu gegründeten Universität Tübingen: in der Bulle P. Sixtus IV. vom 13. Nov. 1476, betreffend die Stiftung der Universität, und in dem besonderen Schenkungsbrief des Grafen vom 17. Jan. 1486 wird derselben gedacht (Reyscher, Ges.-Samml. XI, 3 S. 2, 8, 48). So erwarb die Universität das ihr noch heutzutage zustehende Patronatrecht der hiesigen Stadtpfarrstelle, wogegen der Herrschaft Württemberg die Bestätigung des Stadtpfarrers und die Ernennung des Dekans zusteht. Übrigens darf nur ein für ein Dekanat befähigter Bewerber präsentirt werden und sind diese beiden Stellen stets durch dieselbe Person besetzt gewesen. – Neben der Pfarrpfründe bestanden schon in alter Zeit mehrere kleinere Pfründen: im Jahre 1351 erscheinen hier zwei Frühmessereien (s. oben VII, 2), den 29. Aug. 1389 stiftete der hiesige Pfarrer Berthold in der St. Jakobskapelle eine St. Marienpfründe, den 28. Juni 1413 verkaufte der Probst Reinbold Wener zu Weißenburg an den Vogt Gerlach für die St. Josenpfründe etliche ihm erblich angefallene Weingärten und Gülten zu Hausen, Brackenheim und Bönnigheim um 15 fl. Lagerbücher aus dem 16. Jahrhundert führen auf: in der Johanniskirche eine H. Kreuz- und St. Marienpfründe, in der Jakobskirche ebenfalls eine St. Marien-, St. Josen-, St. Jakobs- und St. Katharinenpfründe. – An der besonders in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgekommenen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)