Seite:OABrackenheim0188.jpg

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Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau; von den Gewerben sind nur die nothwendigsten vertreten. Hiesige Schreiner arbeiten auch nach außen.

Die westlich vom Ort gelegene Hengst- oder Kleemühle hat zwei Mahlgänge und einen Gerbgang, sowie eine Ortsmahlmaschine. Drei Schildwirthschaften, eine Gassenwirthschaft und drei Kramläden sind im Ort. Handel wird wenig getrieben, die hiesigen Einwohner lassen sich nicht darauf ein; nur zwei Händler mit Ferkeln und Läuferschweinen wohnen hier und setzen nach Heilbronn ab.

Die Vermögensverhältnisse sind im Durchschnitt gut und besser als in manchen Orten des Oberamts oder des Landes; es gibt weder zu reiche noch zu arme Leute. Der Vermöglichste hat etwa 30, der Mittelmann 10–20, die minder bemittelte Klasse 1/2–10 Morgen Grundbesitz. Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger gegen 200 Morgen Güter. Armenunterstützung genießt nur Eine Person, und in den letzten 18 Jahren kam nur ein einziges förmliches Gantverfahren vor.

Die mittelgroße Markung hat mit Ausnahme der für den Weinbau benützten Ausläufer des Michaelsbergs eine flachwellige Lage und einen leicht zu bebauenden fruchtbaren Lehmboden. Der an den Ausläufern des Michaelsbergs anstehende untere Keupermergel begünstigt den Weinbau, und es erlauben die Bodenverhältnisse in Verbindung mit dem milden Klima den Anbau sämtlicher in Württemberg üblichen Kulturgewächse. Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des allgemein eingeführten Brabanterpflugs und der Walze sehr fleißig und gut betrieben; auch die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt und die Jauche wird sorgfältig gesammelt. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird noch Kompost und Asche benützt. Zum Anbau kommen Dinkel, Haber, Gerste, Roggen und nur wenig Weizen, von Brach- und Handelsgewächsen Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, Brachwicken) Angersen, Zuckerrüben, Butterreps, Cichorie, etwas Mohn und Hanf. Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf etwa 1000 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Gerste und 150 Sch. Haber nach außen abgesetzt werden.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert zum größeren Theil ein mittelgutes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird, und der an den Ausläufern des Strombergs meist auf Keupermergel getriebene Weinbau gibt einen angenehmen haltbaren Wein, der besonders in die oberen Gegenden des Landes und in den Schwarzwald seinen Absatz findet. Man baut hauptsächlich Silvaner und schwarze Rißlinge. In den letzten zehn Jahren bewegten sich die Preise von 20 bis 80 fl. für den Eimer.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)