Seite:OABrackenheim0215.jpg

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attischen Fuß (mit schlichten Eckknollen), und mit einfachen Würfelknäufen. Der Triumphbogen ist stumpfspitzbogig und vor ihm erhebt sich eine Art Lettner, bestehend aus drei von gothischen Rippenkreuzgewölben überspannten Baldachinen, die vorne auf zwei sehr merkwürdigen romanischen Säulen sich stützen. Die Schlußsteine, auch noch aus romanischer Zeit, stellen dar den heiligen Geist (Adler), das Lamm Gottes und das Haupt des Erlösers. An den mit achteckigen Deckplatten versehenen Kapitellen der Säulen sieht man an der einen zwei mit den Hälsen verschlungene Drachen, einen Hirsch, einen Hund und zwei Köpfe; um das andere Kapitell sitzen acht Adler, und darüber ragen acht halbverschleierte Maskenköpfe heraus; Darstellungen, ähnlich denen in Gmünd, Brenz u. s. w., doch gehört das Adlerkapitell immer zu den seltenen Formen. Zur Zeit des gothischen Umbaus der Kirche wurde dieser Lettner, vielleicht an der Stelle eines älteren, errichtet; auch finden sich außen an der Nordwand des Schiffes Stücke von diamantirten Fenster- oder Thürgewänden eingemauert, die wohl einst an der ursprünglichen Kirche angebracht waren. Unter dem Lettner steht ein reicher Rococoaltar, an dem der Sieg des Erzengels Michael über den Teufel dargestellt ist, und ein schöner in Öl gemalter Christuskopf sich befindet, leider von frevelhafter Hand durchschnitten. Auch enthält die Kirche zwei altehrwürdige Muttergottesbilder, eines aus Stein, das andere aus Holz. Rechts liegt auf dem Boden die schmale mit dem Kreuz geschmückte Grabplatte eines Geistlichen und vor etwa 60 Jahren fand man vor dem Hochaltar einen rohgearbeiteten steinernen Sakophag. Die Sakristei besitzt, als gräflich von Stadion’sche Stiftungen, eine Monstranz und einen Kreuzpartikel, reich aus Silber und vergoldet, und schöne alte Meßgewänder. Von den drei Glocken auf dem Thurme zeigt eine in sehr altgothischer Schrift:

Lucas Marcus Mateus Johannes. o rex Kriste veni cum pace.

Auf beiden andern Glocken steht: gestiftet von Cunrad von Stadion, gegossen von Samuel Mezger in Heilbronn 1771, und daß sie umgegossen seien aus einer alten, 1321 gefertigten. Seit alter Zeit mußten die Glocken bei Gewittern geläutet werden, und es war sprüchwörtlich im Volke:

Katharin’ und Susein
Treiben’s Wetter über’n Rhein.

Das nördlich von der Kirche, erst 1739 im Rechteck erbaute Hospiz enthält jetzt die Wohnung des katholischen Geistlichen. Im Hof ist ein 50’ tiefer Zugbrunnen, der in ganz heißen Sommern versiegt. Über dem östlichen Eingang des sehr einfach gehaltenen Hospizes ist ein uralter Christuskopf eingemauert und im Hausgang liegen noch zwei sehr alte beachtenswerthe Grabplatten, die eines Herrn von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)