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Magenheim mit dem eingeritzten Magenheimer Wappenschild und einem kleinen Kreuze darüber, aber ohne Inschrift; ferner die mit dem lebensgroßen Flachbilde der Verstorbenen verzierte, doch stark abgetretene Platte mit einer Umschrift in sehr großen prächtigen und alterthümlichen gothischen Majuskeln, wovon noch zu entziffern ist:

ANNA VOM STEIN VXOR DNI CVNRADI DE
SAHSENHEIN. XPISTOS …

Die Frau hat den Wappenschild derer vom Stein und derer von Sachsenheim auf der Brust. – Der kleine südöstlich bei der Kirche gelegene katholische Friedhof ist ein gar einsamer stiller poesievoller Ort, von dem aus man jene wundervolle Fernsicht genießt.

Westlich von der Kirche stand die obere Burg Magenheim, von der nur noch die zwei quer über den Bergrücken laufenden Gräben sichtbar sind, der äußere (östliche) 30′ tief, der innere 15′ tief. Auf der Burgstelle fand man im Jahre 1824, als man daselbst Weinberge anlegte, noch die massiven Grundmauern, die denen von Blankenhorn und (Nieder-)Magenheim ähnlich waren, und achteckige sehr dünne Silbermünzen, die nur auf einer Seite ein Gepräge (einen Kopf) hatten, ferner mittelalterliche Sporen, Steigbügel, Ketten und viele Pfeilspitzen, und noch jetzt findet man eine Menge frühmittelalterlicher Hohlziegel und Trümmer von Mauersteinen.

Von den verschiedenen Sagen über die frühere Geschichte des Michaelsberges (s. Klunzinger 1, 52–59 und 72–74) sei hier nur die eine erwähnt: als der Apostel der Deutschen, Bonifazius, in diese Gegend gekommen, habe ihm der Teufel Hindernisse in den Weg gelegt, und es habe sich ein förmlicher Kampf zwischen beiden entsponnen, in welchem Bonifazius mit Hilfe des Erzengels Michael gesiegt habe; dem letzteren sei hiebei eine Feder entfallen, nach Anderen von Bonifazius ausgerupft und zur Verehrung hier aufgestellt worden. Zu dieser Feder, welche in der dem Erzengel gewidmeten Kapelle aufbewahrt gewesen, soll früher viel gewallfahrtet worden, dieselbe aber bei der Reformation verloren gegangen sein. Übrigens gibt es ähnliche Sagen für verschiedene andere gleichnamige Orte.

Der Berg hieß in der ältesten Zeit Runigenburc (793), Ruhelberg (1267, 1280, 1292, 1351), Ruleberg (1279), Růliberch (1286); sein heutiger Name hängt mit der auf ihm schon seit alter Zeit erbauten Kirche zusammen. Diese letztere war wohl von jeher auf dem niederen östlichen Theile des Berges gelegen, während auf dem höheren westlichen die Burg Ober-Magenheim stand. Schon den 16. Febr. 793 schenkte die öfters genannte Hildburg „in pago Zabernachgovve in Runigenburc in monte basilicam, quae ibidem constructa est in honorem scti Michaelis“, mit allen ihren dortigen Besitzungen, insbesondere zweien Weinbergen und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)