Seite:OABrackenheim0226.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu Brackenheim, ein hölzernes Tonnengewölbe, der Chor ein frühgothisches Rippenkreuzgewölbe. Auf dem Altare steht ein altes sehr schlankes 31/2 Fuß hohes Krucifix; die Empore ruht auf zwei achteckigen mit Blätterkapitellen geschmückten Pfeilern; die Kanzel ist im Renaissancestil gehalten, und an der Nordwand des Schiffes sieht man das Grabdenkmal des Pfarrers Philipp Jacob Niethammer, † 13. December 1771, 63 Jahre alt. Der Thurm geht in ein mit schönen spätgothischen Fenstern durchbrochenes Achtecksgeschoß über, endigt in ein hohes achtseitiges Zeltdach und bietet einen ganz hübschen Anblick. Von seinen zwei Glocken hat die größere reichverzierte die Umschrift: Anno 1767 goss mich Georg Peter Becker in Stutgardt; auf der andern Glocke steht: Anno 1727. Vom Thurm aus genießt man eine friedlich-schöne Aussicht über das sanfte flache, von Weiden und Pappeln durchzogene Zaberthal bis an die stolzen Waldberge des Stromberges, in das Neckarthal, an den Wartberg, und an den einsam aufsteigenden edelgeformten Wunnenstein. Die auch alte kreuzgewölbte Sakristei liegt nördlich am Thurm. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Der große wohlummauerte Friedhof liegt seit dem 16. Jahrhundert südlich vor dem Ort, und wurde 1840 erweitert.

Das hübsche zweistockige, auch von der Stiftungspflege zu unterhaltende Pfarrhaus wurde 1837/38 erbaut, steht an der Hauptstraße, hat zwei Akazienbäume vor dem Eingang und an der Rückseite ein schattiges Gärtchen. Unfern befindet sich das 1829 errichtete Schulhaus mit zwei Lehrzimmern; die Wohnung des Schulmeisters, ein früheres Privathaus, steht unmittelbar daneben. Es unterrichten ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Das auch zweistockige Rathhaus mit einem Thürmchen auf dem First ist ein alter schöner Holzbau vom Jahre 1732. Eine ansehnliche Kelter mit 5 Bäumen besteht. Dann wäre noch zu erwähnen ein großes alterthümliches Wohnhaus auch an der Hauptstraße, mit schönen Eingängen und der Jahreszahl 1592 an einer seiner steinernen Konsolen.

Der Ort war früher mit einem Graben umgeben und hatte drei Thore: das untere Thor im Thal an der Straße nach Nordhausen, das Gassenthor an der Straße nach Neipperg, und das obere Thor in der Nähe des Pfarrhauses.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 16 Pumpbrunnen. Von Bächen fließt über die Markung der von Neipperg herkommende, den Ort im Nordosten berührende Kiesbach.

Die durch den Ort führende Staatsstraße wurde schon erwähnt; fünf steinerne Stege und drei steinerne Brücken gehen über den Kiesbach, von den letzteren ist die zur Staatsstraße gehörende vom Staat zu unterhalten.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)