Seite:OABrackenheim0237.jpg

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den Hut. Alsbald ward ihm der Hut so auffallend schwer, daß er ihn abnahm; da steckte statt der Blume ein silberner Schlüssel daran, und zugleich sah er eine schneeweiße Jungfrau vor sich stehen, die sagte ihm: mit dem Schlüssel möge er die Thür aufschließen, die er plötzlich am Berge erblickte, und möge von den goldenen und silbernen Schätzen, die er finden werde, so viel mitnehmen, als er wolle. Dann fügte sie hinzu: „Vergiß aber das Beste nicht!“ und das wiederholte sie ihm dreimal. Darauf öffnete der Mann mit dem silbernen Schlüssel die Thür und füllte seine Taschen und Ärmel mit Gold und Silber, ward aber alsbald von solcher Angst befallen, daß er mit seinen Schätzen forteilte und in der Eile nicht daran dachte, auch den Schlüssel mitzunehmen. Hätte er den nicht vergessen, so wäre ihm auch später der Zugang zu den Schätzen geöffnet geblieben, und zugleich würde er das weiße Fräulein erlöst haben. So aber konnte er die Thür später nicht wieder finden, obwohl er mehrmals darnach suchte. Für sich freilich bedurfte er keiner weiteren Schätze; denn er hatte gleich das erste Mal sich reichlich versehen.

Indeß besorgte er, daß seine Mitbürger nicht glauben würden, er habe auf ehrliche Weise so viel Geld erworben, und wanderte deßhalb aus nach Amerika; bevor er aber fortzog, hat er die vorstehende Geschichte in Eibensbach erzählt. – Später hat er noch einmal aus Amerika geschrieben und soll unter Anderem geäußert haben:

Eibensbach und Blankenhorn
Thut mir und meinen Kindern wohl.

Das ist aber schon lange her, daß dieß geschehen ist. Nachgehends hat schon mancher bei Blankenhorn nach Schätzen gesucht und gegraben, aber keiner hat etwas gefunden. (Mündlich aus Brackenheim.)

Etwa 600 Schritte von dem unteren Ende des Dorfs findet sich an dem fahrbaren Feldweg, der von Eibensbach nach Güglingen führt, der sog. Streckfußbrunnen. Die Sage geht, daß Eibensbach früher größer gewesen und dieser Brunnen noch im Dorf gestanden sei. Man findet daselbst zuweilen noch Bruchstücke von Ziegeln und Backsteinen.

Urkundliches über die Gründung der Burg und ihre ältesten Besitzer, welche sich wohl nach ihr nannten, findet sich nirgends; auch die Behauptung von Crusius, sie sei ein Raubschloß gewesen, ist jedenfalls nicht begründet (vergl. Klunzinger 3, 133). Erstmals erscheint sie (Blanchenhorn geschrieben), wie auch die benachbarte Stadt Güglingen, als ein Besitzthum der Familie von Neuffen; im J. 1241 stellte hier eine Urkunde aus Heinrich II. von Neuffen, welcher in der Geschichte K. Friedrichs II. und K. Heinrichs (VII.) eine nicht unbedeutende Rolle spielte und den berühmten Minnesänger Gottfried von Neuffen zum Sohn hatte (Stälin 2, 584). Eben dieser Sohn folgte ihm im Besitze der Burg und theilte dieselbe – nach den im

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)