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Eschen und Weiden das üppige Wiesenthal herab, das zu beiden Seiten von den zwei herrlichen Bergzügen, dem Stromberg und Heuchelberg, umhegt wird. Es ist ein friedevolles Wiesenthal im großen Maßstabe, in dem sich unter fruchtbaren Obstbäumen blühende Dörfer angesiedelt haben. Gegen Osten erscheinen hinter dem schönen Zaberthal die Heilbronner und Löwensteiner Berge, der Wunnenstein und die schwäbische Alb. Von Norden her winken die Burgen Neipperg und Stocksberg ernst und kräftig herüber, und von Süden her dringt, am Fuß der Burgruine Blankenhorn, aus der Waldschlucht bei Eibensbach hervor der reich umbuschte Flügelaubach bis zu der freundlichen Stadt, die von hübschen Gemüse- und Blumengärten umgeben wird, und an deren östlichem Eingang sich Gruppen von Pappeln, Platanen und Linden malerisch erheben.

2. Das Gottesacker-Kirchlein zu St. Leonhard liegt westlich vor der Stadt, am Eingang in den großen mit vielen Denkmälern geschmückten ummauerten Friedhof, und wird von hoher Pappelreihe umschattet; es ist 1579 im spätesten gothischen Stil mit ungefüllten Spitzbogenfenstern und halbsechseckigem Chorschluß erbaut, und wird von Kreuzgewölben bedeckt. An seiner südöstlichen Chorseite sieht man das württembergische Wappen und Clemens Franckh MD79 (1579) und an seiner Süd- und Westwand erheben sich große hübschgearbeitete Grabdenkmäler, an der Südseite das reiche Renaissance-Grabmal des Vogtes Jacob Wolffing († 1682) und seiner Frau Magdalena Schuler († 1686), das des Bürgermeisters Christoff Lang, † 3. April 1575, seines Alters 71 Jahr, das der Margareta Volandin, † 14. Nov. 1599, ires Alters 100 Jar, ferner an der Westseite das stattliche, die frühere selbstständige Stellung von Güglingen anzeigende ehrwürdige Steinbild des Bürgermeisters Georg Fritzlin; starb den 5. Mai 1614, seines Alters 75 Jahr, und ist dargestellt in ritterlicher Tracht mit breitem Mantel, Ringkragen und Schwert, mit langem Bart und markigen Zügen; neben ihm das nobel gehaltene Bild seiner vierten Frau, Elisabetha geb. Epplerin, verheiratet mit ihm den 6. November 1600, st. den 8. Nov. 1610.

Ferner sind noch zu nennen, einige hübsche Grabplatten mit BM, es ist auffallender Weise dasselbe Zeichen nur umgekehrt wie von Martin Berwart († 1564, s. oben bei Brackenheim S. 166).

Eines dieser Grabmäler gehört der Margreta († 1579), der Gattin des im Kirchlein begrabenen Güglinger Pfarrers Jacob Erhart († 1586), ihr Wappen wird von schönem noch halbgothischem Laubwerk umgeben, dann das der Elisabeth Hemingere, † 1580, und das des Gügl. Pfarrers Magister Daniel Hecker von Schorndorf, † 23. August 1590, 28 Jahre alt; das Grabmal wurde ihm von seinem Schwiegervater Lucas Osiander gesetzt. Am Eingang in den Friedhof stand früher ein großer steinerner Bogen, von dem noch

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)