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noch viele besondere Stiftungen im Betrag von 12.700 fl. und für die lateinische Schule im Betrag von etwa 6000 fl. vorhanden, deren Zinse nach dem Willen der Stifter meist für Schul- und Armenzwecke, für Kirchenmusik, für Studirende aus bestimmten Familien etc. verwendet werden (s. Klunzinger „Geschichte des Zabergäus“ III. Abth. S. 96 ff.) 1

Was endlich die Spuren aus frühester Vorzeit betrifft, so haben wir zunächst die römische Niederlassung bei Güglingen zu erwähnen. Im Sommer 1838 entdeckte der Verfasser auf den südlich von Güglingen liegenden „Steinäckern“ Fragmente von römischen Gefässen, Heizröhren, Ziegeln etc., was ihn veranlaßte auf dieser Stelle gründliche Nachgrabungen anzustellen; man fand bald nur einige Fuß unter der Oberfläche Grundmauern römischer Gebäude mit Estrichböden und theilweise noch erhaltenen Hypokausten (Heizeinrichtungen), Erdgeschosse, zu denen Treppenüberreste führten, zwei Töpferöfen, einen rund ausgemauerten Brunnen, der ausgefüllt war mit römischem Gebäudeschutt, Bruchstücken von Gefässen, Ziegeln, Backsteinen etc. und in einer Tiefe von 15′ wieder Wasser hielt. Innerhalb und zunächst der Gebäudereste fand man zahllose Fragmente von römischen Gefässen, worunter viele von terra sigillata mit schönen Thier- und Pflanzenverzierungen (menschliche Figuren, Hirsche, Hasen, Hunde), auch einen Gefäßboden mit dem Töpferstempel Belatullus fecit, ferner Bruchstücke von großen Amphoren, worunter eines mit tief eingerizten Schriftzeichen Vassen …, ganz erhaltene Heizröhren (tubuli), viele theils ganze, theils halbzerschlagene röm. Ziegel, behauene Thürpfosten, ein schön gearbeitetes Fragment eines röm. Altars, eine aus Einem Stein gefertigte Fensteröffnung, Säulenreste, einen gutgearbeiteten Stein mit einer Nische, ein Messer, das Beschläge eines Dolches von Bronze und mehrere nicht mehr kenntliche Gegenstände von Eisen und Bronze. Auch entdeckte man die Reste einer gepflasterten 12′ breiten Römerstraße, welche in der Richtung gegen die auf den Steinäckern bei Frauenzimmern gelegene römische Niederlassung zog. Einige Jahre später ließ der im Jahr 1841 gegründete Alterthumsverein im Zabergäu die Forschungen auf den Steinäckern fortsetzen und fand ähnliche Überreste aus der Römerzeit. Nach diesen Untersuchungen und nach weiter eingezogenen Notizen stand hier eine nicht unbedeutende, aus zerstreuten Gebäuden angelegte römische Niederlassung, die sich über eine Fläche von über 150 Morgen auf den jetzigen Steinäckern ausbreitete; letztere haben ihre Benennung von den hier allerwärts zu Tage liegenden Steinen, die hier von Natur nicht vorkommen, erhalten. Auch auf der 1/4 Stunde östlich von den Steinäckern gelegenen Flur Etzelberg entdeckte Forstwarth Karrer römische Ziegel und Mauerreste. Bei der Ölmühle unterhalb Güglingen wurden bei Grabung eines neuen Zaberbettes 7′

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)