Seite:OABrackenheim0260.jpg

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unter der Oberfläche nicht nur zwei große römische Ziegel, sondern auch ein 81/2″ breites und 61/2″ hohes Stück eines behauenen weißen Keupersandsteines mit der Inschrift: ƆNERIO I. D. S. und der Überrest eines darauf ausgehauenen Fußes aufgefunden; die Buchstaben I. D. S. bedeuten wohl: inferis Diis sacrum d. h. den Göttern der Unterwelt geweiht. Bei dem Neubau der bei dem großen Brande zu Grunde gegangenen Kirche entdeckte man in den ursprünglichen Grundmauern derselben einen eingemauerten 1′ 5″ hohen und 2′ 4″ breiten vierseitigen Altar, auf dem folgende Bildwerke angebracht sind: Herkules, Minerva, Vesta und Mercurius.

Auch wurde beim Graben eines Kellers in dem Garten des verst. Stadtschultheißen Schwarz hinter dem neuen Schulhaus ein behauener weißer Keupersandstein mit der Inschrift D. N. U. aufgefunden, der vermuthlich auch der römischen Periode angehört. Was die römischen Straßen betrifft, so liefen über die Güglinger Markung, außer der schon angeführten, die das Zaberthal entlang unten (nördlich) an den Steinäckern vorbeiführende, und die über den Rücken des Heuchelbergs entlang ziehende Römerstraße. Ohne allen Zweifel ging auch ein römischer Verbindungsweg von der Niederlassung auf den Steinäckern zu der römischen Heuchelbergstraße, die indessen nicht mehr nachgewiesen werden kann.

Aus einer späteren, der sog. fränkischen Periode stammen die Reihengräber, welche bei dem Gasthof zur Krone und hinter dem neuen Schulgebäude gefunden wurden; sie enthielten, menschliche mit dem Gesicht gegen Morgen gekehrte Skelette und nur eines von ihnen hatte als Beigaben Thonperlen, eine Art Messer, ein Fragment einer Fibula und einen getriebenen Knopf sämtlich aus Bronze. An dem sog. Baumpfad wurde im Jahr 1840 auf einem dem Christian Lotz gehörigen Grundstück ein mit Steinplatten eingefaßtes Grab aufgefunden, das außer dem menschlichen Skelett auch einen stark oxydirten Schwertgriff enthielt; ob dieses Grab ebenfalls der fränkischen Periode angehörte, läßt sich nicht entscheiden, weil der aufgefundene Schwertgriff nicht mehr vorhanden ist. Auf demselben Grundstück wird eine Stelle das „Postenhüttle“ genannt; hier soll nach der Sage ein Wachposten gewesen sein.

Auf dem Heuchelberg werden Äcker „ob der Wart“ genannt, was auf eine abgegangene Warte oder einen Wachposten hindeutet.

Etwa 20 Minuten südöstlich von Güglingen trägt eine Flur die Benennung „Flügelau“, hier soll einst eine Stadt gleichen Namens gestanden sein, und sich noch Gespensterspuck auf der Stelle umtreiben. In den Krautgärten am Weg nach Pfaffenhofen ist ein steinernes Kreuz ohne Inschrift; es soll an dieser Stelle ein Metzgerbursche den andern getödet haben. Ferner steht ein steinernes Kreuz links am Wege nach Eibensbach gegenüber der Leimengrube, das die Inschrift

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0260.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)