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die Untersuchung geführt hatten, sich der Leidenschaftlichkeit gegen sie schuldig gemacht hatten und ihnen deßhalb die Führung des Processes abgenommen wurde. Sie war im Ganzen 14 Monate hier in der Gefangenschaft und ihr Sohn, welcher von Linz hieher kam, um ihre Sache zu führen, hielt sich fast eben so lange hier auf. Erst den 4. Nov. 1621 erfolgte die Freilassung. (Die noch im Kgl. Staatsarchiv vorhandenen Akten des Processes sind jetzt gedruckt: „Judicium matris Kepleri“ in Joannis Kepleri opera omnia ed. Frisch Vol. VIII. ps. 1. Francof. 1870 p. 359–562. Vrgl. auch Klunzinger 3, 117–120).

Eine eigenthümliche hiesige Sitte war der sog. Harnisch, ein aus gedienten Soldaten der Stadt bestehender Umgang am Markte, welcher schon im J. 1580 eingeführt war, allein den 26. März 1835 wegen mancherlei an die Festlichkeit sich anreihender Unzuträglichkeiten aufgehoben wurde. (Genaueres hierüber s. Klunzinger 3, 57).

Eine hier ansässige adelige Familie war die der Mesner von Güglingen. Um 1350 trug Albrecht, des Mesners Sohn, die Hälfte des Ortes Zaberfeld, Kirchensatz, Leute und Güter, von Württemberg als ein von Vaihingen rührendes Lehen; ihm folgte Berchtold Mesner, ums J. 1360 Vogt zu Güglingen oder im Zabergäu, diesem sein Sohn Albrecht, welcher zu dem alten Lehensbesitze um das J. 1368 von Hans von Stain das württ. Lehen der Burg Bromberg kaufte. Nach dem vor 1390 erblos erfolgten Tode seines gleichnamigen Sohnes Albrecht fielen die Lehen Württemberg anheim, so daß Graf Eberhard den 3. Jan. 1390 den Hennel von Sternenfels mit demselben belehnte (Sattler Gr. 4. Forts. Beil. S. 322. R.-Arch.-Urk. 1, 12. Steinhofer 2, 488). Als Söhne des oben genannten Vogts Berchtold Mesner erscheinen aber außer obigem Albrecht im J. 1360 noch weiter Pfaff Heinrich, Pfaff Berchtold Dekan zu Dertingen und Walther genannt Grau. Dieser letztere kommt in den J. 1365–1375 als Vogt im Zabergäu oder zu Güglingen und als hier begütert vor; er war an Anna Kobererin verheirathet und erwarb hier und in der Umgegend mancherlei Gülten. Obigen Heinrichs Sohn, Endris Mesner, empfing den 19. Nov. 1384 vom Kloster zum h. Grab in Speier einen Weingarten in Güglingen zu Lehen (St.-A.)

Den 23. Okt. 1805 wurde hier als Sohn des hiesigen Präceptors K. Fr. Kapff geboren der jetzige Stiftsprediger und Prälat zu Stuttgart Sixt Karl (v.) Kapff.

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so erscheint ein hiesiger Vicedekan Albert schon im J. 1241 (Mone Anzeiger 1835, 137). Wie die Kirche am Ende des 13. Jahrhunderts an das Kloster des h. Grabes zu Speier kam, ist bereits oben dargestellt. Den 17. Aug. 1339 gab der Probst zu Wimpfen dem Dekan zu Brackenheim eine Instruktion, wie der Leutpriester und der Frühmesser

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)