Seite:OABrackenheim0284.jpg

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günstigen Jahrgängen einen kleinen Absatz nach außen erlaubt. Man pflanzt vorzugsweise Luiken, sog. Rittersäpfel, Kasselerreinetten, Pomeranzenbirnen und Zwetschgen. Die Jungstämme werden meist in den Weinbergen und in einer kleinen Privatbaumschule nachgezogen.

Die Gemeinde besitzt 152 Morgen Laubwaldungen, die jährlich 8 Klafter und 2000 St. Wellen abwerfen; hievon erhält jeder Bürger etwa 20 St. Wellen, das Stammholz wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von etwa 125 fl. sichert. Überdieß bezieht die Gemeinde 400 fl. Schafweidepacht, ebensoviel aus der Pferchnutzung, 100 fl. für Obst auf den Weideplätzen und etwa 500 fl. aus verpachteten Gemeindegütern.

Pferdezucht wird nicht betrieben, dagegen befindet sich die Rindviehzucht (Neckarschlag mit Simmenthaler Kreuzung) in ganz gutem Zustande und bildet einen besonderen Erwerbszweig der Einwohner. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist sehr beträchtlich, der des Mastviehs aber gering. Bastardschafe läßt ein Ortsschäfer den Sommer über 100, im Winter 300 Stück auf der Markung laufen. Sehr beträchtlich ist die Schweinezucht (Land- und halbenglische Race) und jährlich werden 6–800 Ferkel um 5–6000 fl. nach außen verkauft; weniger ist der Verkauf der gemästeten Schweine, von denen man die meisten ins Haus schlachtet.

An Armenstiftungen sind etwa 300 fl. vorhanden.

Was die Spuren aus der Vorzeit betrifft, so führt eine ursprünglich römische Straße unter dem Namen „Heerstraße“ von der römischen Niederlassung bei Meimsheim herüber und 1/8 Stunde nordwestl. vom Ort über das Neipperger Thälchen nach Nordheim und eine weitere unter der Benennung „Rennweg“ von Lauffen nach Dürrenzimmern 1/4 Stunde nördlich vom Dorf vorüber. An der Stelle, wo die erstere Straße das Neipperger Thälchen überschreitet, stand auf den sog. Steinäckern ein römischer Wohnplatz, von dem man öfters noch sichere Spuren findet. Etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Ort kommt die Flurbenennung „Burgstadel“ vor, was auf eine hier abgegangene Burg oder Befestigung hindeutet, und auf der 1/4 Stunde nordöstlich von dort gelegenen Flur „Kapel“ stand ohne Zweifel eine Kapelle. Beim Heiligenbrünnle und an mehreren Kreuzwegen „soll es spucken“.

Für die älteste Zeit ist die Unterscheidung dieses Ortes von Hausen bei Massenbach, mit welchem er das gleiche Wappen führt, nicht durchgängig sicher (s. ob. S. 279).

Ohne Zweifel früher in magenheimischem Besitz erscheint Hausen im J. 1380 in der Widdumsverschreibung für die Gräfin Antonia von Württemberg und im J. 1383 verschrieben sich der Schultheiß Gertzsche Graf und 14 Bürger dahier für die Herrschaft Württemberg (s. ob. VII. 1).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)