Seite:OABrackenheim0322.jpg

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durchgängig mit Vortheil für den Weinbau benützt werden. Im Zaberthal unterhalb des Orts werden Werksteine aus einem Lettenkohlensandsteinbruch gewonnen, und weiter thalabwärts in den sog. Hälden besteht ein großartiger Muschelkalksteinbruch, der Straßenmaterial für die weite Umgegend liefert. Früher wurden bei der ehemaligen Schleifmühle Versuche auf Steinkohlen in der Lettenkohlengruppe, doch ohne Erfolg gemacht.

Das Klima ist mild und begünstigt den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse, zuweilen schaden Frühfröste den Reben und feinern Gewächsen, dagegen ist Hagelschlag sehr selten, weil die Gewitter auch hier wie im ganzen Zabergäu von dem Strom- und Heuchelberg abgelenkt werden. Diese günstigen natürlichen Verhältnisse verbunden mit dem Fleiße der Einwohner haben den landwirthschaftlichen Betrieb sehr gehoben, und immer noch sucht man durch fleißige Düngung, bei der auch Gips, Asche und Guano in Anwendung kommen, und durch die Einführung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze) den Ertrag des Feldes zu steigern. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter (dreibl. Klee und Luzerne), Angersen, Welschkornfutter, Wicken, Mohn, Hanf, viel Zuckerrüben und Cichorie.

Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf jährlich verkauft werden: 600–700 Scheffel Dinkel, 2–300 Scheffel Gerste, 50–100 Scheffel Haber, 5–600 Centner Kartoffeln, 10–11.000 Centner Cichorie und 12–1400 Centner Zuckerrüben. Der nicht ausgedehnte, nur auf 150 Morgen sich erstreckende Wiesenbau liefert ein nahrhaftes Futter, das im Ort verbraucht wird. Weinbau wird auf 170 Morgen getrieben, in denen der Bogenschnitt eingeführt ist. Auf den Morgen kommen etwa 2800 Stöcke meist Silvaner und Elblinge, die einen milden, aber nicht aufs Lager sich eignenden Wein liefern und der den meisten Weinen des Oberamtsbezirks gleichkommt. Der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 8 Eimer und die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 18–70 fl. Der Wein wird meist ins Oberland abgesetzt.

Die Obstzucht ist nicht besonders ausgedehnt, doch erlaubt sie in ganz günstigen Jahren einen Verkauf nach außen von etwa 2000 Simri; man pflanzt hauptsächlich Luiken, Kasselerreinetten, Schreineräpfel, viel Pomeranzenbirnen, die sehr gut gedeihen, Palmischbirnen, Knausbirnen und etwas Zwetschgen. Die Jungstämme werden meist in den Weinbergen selbst nachgezogen.

Die Gemeinde besitzt auf der Markung keine eigenen Waldungen, dagegen hat sie mit mehreren Gemeinden gemeinschaftlich Antheil an dem auf Leonbronner Markung im Stromberg gelegenen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0322.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)