Seite:OABrackenheim0323.jpg

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Allmandwald, dessen jährlicher Ertrag der Gemeindekasse eine Rente von etwa 300 fl. sichert. Außer dieser aus Holz erlösten Summe bezieht die Gemeinde aus 20 Morgen Weide nebst der Herbstweide ein Pachtgeld von 585 fl., aus dem Pfercherlös 500 fl. und aus 37 Morgen Gemeindegütern 1022 fl. 57 kr.

In gutem Zustande befindet sich die mit einer Kreuzung von Neckarschlag und Simmenthalerrace sich beschäftigende Rindviehzucht, welche durch 3 Farren von gleicher Race nachgezüchtet wird. Der Handel mit Vieh ist nicht von Belang. Ein Ortsschäfer läßt auf der Markung im Sommer 200, im Winter 400 St. Bastardschafe laufen und verkauft Wolle und Schafe auf den Märkten in Heilbronn und Kirchheim.

Der Bedarf an Schweinen (halbenglische- und Landrace) wird selbst gezogen.

Das Fischrecht in der Zaber hat die Gemeinde, die es aber wegen Mangels an Fischen seit vielen Jahren nicht mehr verpachtet.

Das Vermögen des Ortsheiligen beträgt an Kapitalien 3376 fl. und der Schulfonds 140 fl., während die besonderen Stiftungen nicht von Belang sind.

Wie noch heute bei Meimsheim viele Straßen zusammenlaufen, so entwickelte sich schon zur Zeit der Römer hier ein namhafter Straßenknoten, der die Wichtigkeit des Orts schon damals hinlänglich verräth. Römische Straßen führen unter der Benennung „Heerstraße“ eine von Meimsheim an Hausen vorüber nach Nordheim und weiter zur römischen Niederlassung bei Böckingen, eine zweite in nordwestlicher Richtung auf den Heuchelberg und eine dritte nach Botenheim und weiter auf der rechten Seite des Zaberthals bis Güglingen etc. Außer diesen führt ein ehemaliger Römerweg unter dem Namen „gepflasterte Straße“ gegen Lauffen und einer unter der Benennung „alte Heerstraße“ nach Kirchheim, auf letzteren ist die Vicinalstraße von Meimsheim nach Kirchheim größtentheils gegründet. Endlich ist noch der sog. „Lauerweg“ zu nennen, der an der Grenze zwischen den Markungen Bönnigheim und Meimsheim auf eine lange Strecke Magenheim zu hinläuft und dessen erste Anlage vermuthlich auch den Römern zugeschrieben werden muß. Abgesehen von dieser letzteren Straße, führten bei Meimsheim 6 Römerstraßen zusammen und hier lag auch eine namhafte römische Niederlassung, die sich von der Kirche über die Steinäcker und besonders über den Steinegarten, wie auch über einen an die Steinäcker stoßenden Theil des Orts erstreckte. Hier fand man allenthalben Grundreste von römischen Gebäuden, Fragmente von röm. Gefässen, Ziegeln, Heizröhren, dann Münzen und auf dem um die Kirche gelegenen Gottesacker stieß man auf ein röm. Hypocaustum; auch ist in die westliche Kirchhofmauer ein Postament von einem Hypocaustum eingemauert.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0323.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)