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der Westseite der Burg und war von einem besonderen Graben umgeben; ebenfalls höchst dauerhaft aus schönen Buckelsteinen aufgemauert, mißt er außen 32 und 28 Fuß, innen 14,5 und 10,8 Fuß; gegen die Burg hin sind seine Mauern 8, auf den andern Seiten 9 Fuß dick. Der große trefflich gearbeitete von einem Rundstab gesäumte rundbogige Eingang liegt gegen Süden und mindestens 35 F. über dem Boden, auf gleicher Höhe tritt gegen Osten eine steinerne Abtrittsnische heraus. Sonst hat der Thurm kaum eine Öffnung, sein Eingang führte auf eine Altane, von der noch die Tragsteine erhalten sind; das Innere zeigt vier Absätze für Balkenböden. Auch hier sind die Zinnen vollständig erhalten und stufen sich gegen die Westseite des Thurmes um etwa 10 F. tiefer herab.

Die Thürme und die alten Steinhäuser zeugen in Allem von der gediegenen Prachtliebe des hier ansäßigen Geschlechtes. Früher sah man auch noch den langen auf korinthischen Säulen ruhenden Rittersaal, und die dem h. Georg geweihte Schloßkapelle. Um das Schloß gehen herrliche von einer Mauer mit Schießscharten umhegte Gartenanlagen, dunkler baumstarker Epheu wächst an der ganzen Nordseite der Gebäude hinauf und bedeckt auch den einsamen westlich stehenden Bergfried, dabei blühendes Buschdickicht, verschlungene Schattenwege, von Schlingpflanzen umrankte Felsengrotten und die Laub- und Nadelholzbäume mit ihren ernsten erhabenen Wipfeln; – so daß diese großartige Burg auch in malerischer Hinsicht zu den schönsten und bedeutendsten unseres Landes gehört.

Zum Schloß gehört ein 711 Mrg. großes Rittergut (174 M. Äcker, 41 M. Wiesen, 19 M. Weinberge, 477 M. Wald); die Äcker und Wiesen werden von einem Pächter in 7 Rotationen rationell bewirthschaftet, während Weinberge und Wald in Selbstadministration sind. Auf dem Gut stehen 24 St. Rindvieh (vorherrschend Neckarschlag) und 6 Pferde.

Die Familie von Neipperg.[1]

Der Name des Ortes und der hiesigen adeligen Familie kommt in älteren Urkunden auf die verschiedenste Weise geschrieben vor, so Niberch (1241), Niberc (1246, 1290), Nyperch (1279), Nitperg (1281, 1288, 1302), Nyperg (1302), Nippberg (1366) u. s. w.

Das erste in der Geschichte, freilich nicht mit vollständiger Sicherheit, auftretende Glied der Familie ist Johannes von Neipperg, Gegenabt des Abts Konrad zu Maulbronn; er soll aus unbekannten Gründen geächtet und von seinen Unterthanen in Weissach im J. 1212


  1. Vrgl. Klunzinger, Die Edeln von Neipperg und ihre Wohnsitze Neipperg und Schwaigern. Stuttg. 1840. – Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserthums Österreich Th. 20 S. 146–162.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0339.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)