Seite:OABrackenheim0363.jpg

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Morgen, die Mittelbegüterten 15 und die minder Bemittelten 2–3 Morgen Grundeigenthum besitzen. Graf v. Neipperg besitzt auf der Markung 19 Morgen Weinberge und 52 Morgen Wald, und Generalkonsul (v.) Seybold hat sein 225 Morgen großes Gut auf der Markung an die Zuckerfabrik in Heilbronn verpachtet. Gegenwärtig erhalten nur 3 Personen Gemeindeunterstützung. Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht. Die Gewerbe beschränken sich hauptsächlich auf die nöthigen Handwerker, von denen nur einige Schuster nach außen arbeiten; im Ort bestehen 6 Schildwirthschaften, 2 Kaufläden, eine Ziegelei und eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang. Eine weitere Mühle und eine Sägmühle liegen unterhalb des Orts (s. hier. unten). Die große Markung, welche sich einerseits bis auf den Heuchelberg, andererseits bis an den Neckar erstreckt, hat mit Ausnahme des Heuchelbergs mit seinen Ausläufern und der Gehänge gegen den Neckar und den Katzenbach eine flachwellige schöne Lage. Reizende, weit reichende Aussichten genießt man auf dem Heuchelberg, Heidelberg (Hörnle), beim Landthurm und auf dem Rothenberg. Der im allgemeinen sehr fruchtbare Boden besteht auf dem Flachlande aus Lehm, der gegen den Heuchelberg hin allmählig in einen schweren Thonboden übergeht und endlich an den Abhängen des Heuchelbergs selbst aus den für den Weinbau sich vorzüglich eignenden unteren Keupermergeln besteht. Auf dem Heuchelberg ist ein großer Keuperwerksteinbruch angelegt, welcher der Gemeinde gehört und von dieser an 6 Bürger um jährlich etwa 30 fl. verpachtet wird. Lehm und Mergelgruben sind vorhanden. Vor etwa 60 Jahren hat ein Ortsbürger an der Neckarhalde erfolglose Versuche auf Steinkohlen gemacht. Auch die klimatischen Verhältnisse sind sehr günstig und gestatten den Anbau aller in Württemberg vorkommenden Kulturpflanzen. Zuweilen kommen schädliche Frühlingsfröste vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten. 1

Die Landwirthschaft wird mit Umsicht und großem Fleiß getrieben, wobei auch der rationelle Betrieb des Seyboldischen Guts als tüchtiges Beispiel wesentlich beiträgt. Zur Besserung des Bodens kommt nicht nur der in gut angelegten Düngerstätten sorgfältig gesammelte Stalldünger, sondern auch Jauche, Pferch, Gips und Kompost in Anwendung. Von verbesserten Ackergeräthen bedient man sich des allgemein gewordenen Brabanterpflugs, der eisernen Egge, der Walze und der Dreschmaschine. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorherrschend Dinkel und Gerste, ferner Kartoffeln, viel Futterkräuter (dreibl. Klee und Luzerne), Angersen, sehr viel Zuckerrüben, theils zur Viehfütterung, theils zur Zuckerfabrikation, Mohn und Cichorie; die beiden letzteren werden ebenfalls zum Verkauf nach Heilbronn gebracht. Überdieß können

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)