Seite:OABrackenheim0366.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stunde die nordöstliche Markungsgrenze; beim Landthurm macht er einen stumpfen Winkel und zieht noch beinahe eine Viertelstunde an der nördlichen Markungsgrenze hin. Der Landthurm, welcher zugleich ein Zollhaus war, wurde vor etwa 60 Jahren abgebrochen. Der in der Nähe des Landthurms vorkommende Flurname „Streithardt“ soll an das Treffen erinnern, welches am 12. Mai 1534 der Schlacht bei Lauffen voranging (s. ob. VII, 1).

Zu der Gemeinde gehören: Die Eisenbahnstation Nordheim mit Postexpedition, ein freundliches 1848/49 erbautes Gebäude samt Nebengebäude und hübschem Garten, 1/4 Stunde östlich von Nordheim im Neckarthal am Einfluß des Breibachs in den Neckar gelegen.

Ganz in der Nähe der Eisenbahnstation liegt die Sägmühle, sie besteht aus 6 Gebäuden mit 2 Sägmühlen, worunter eine auch einen Ölschlag und eine Hanfreibe enthält, und aus einem Wirthschaftsgebäude; sie gehören sämtlich einem Besitzer, der sie verpachtet hat.

Die Mahlmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang liegt 1/8 Stunde unterhalb des Dorfs an der Vereinigung des Katzenbachs mit dem Breibach.

Der Ort, früher auch Northen, Northeim u. s. w. geschrieben, tritt in der Geschichte erstmals auf ums J. 823, als ein gewisser Adelbold einige eigene Mansen mit Häusern, sonstigen Gebäuden, Wäldern, Wiesen, Waiden, Mühlen u. s. w. an das Stift Neuhausen zu Worms schenkte (Wirt. Urkb. 1, 98). Ums J. 1188 hatte die hohenstaufische Familie allhier Allodialbesitz. – Über die Ankunft des Ortes an Württemberg ist nichts bekannt; in der Widdumsverschreibung für die Gräfin Antonia vom J. 1380 sowie in der Erbhuldigungsurkunde vom 11. Jan. 1383 wird er bereits aufgeführt (s. ob. VII, 1).

Aus der nicht bedeutenden Geschichte des Ortes, welcher eine Pflugschaar im Wappen führt, verdient folgendes hervorgehoben zu werden. Das Dorfrecht vom J. 1495 enthielt Bestimmungen über Erbfälle, Zinse und Gülten, Schätzung der Schuldner, Untergangsverhältnisse, Unterpfänder u. s. w. (Reyscher, Statutarrechte 524–526). Der Schlacht von Laufen ging hier den 12. Mai 1534 ein Treffen voraus (s. ob. VII, 1). – Der Ort litt sehr in den französischen Raubkriegen am Ende des 17. Jahrhunderts; noch im J. 1727 hatte er 15.000 fl. Steuerausstand; er bat deßhalb die Landschaft um Nachlaß desselben und begründete diese Bitte damit: bei dem Einfallen der feindlichen Armee in den J. 1693/4 und dem darauf erfolgten Raub und Krieg sei der halbe Flecken mit der Kirche, Rath- und Pfarrbehausung eingeäschert und ausgeplündert worden, von 140 Bürgern seien nur noch 28 Haushaltungen zum Vorschein gekommen, die anderen verschollen, verdorben und Hungers

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)