Seite:OABrackenheim0372.jpg

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und schädliche Frühlingsfröste kommen nur zuweilen vor, auch ist der Ort mit seiner nächsten Umgebung vor heftigen Winden ganz geschützt und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung landwirthschaftlicher Neuerungen (Brabanterpflug, Walze, eiserne Egge, zweckmäßige Düngerstätten etc.) so gut als es die Verhältnisse, namentlich die beschränkte Markung, erlauben, und fleißig betrieben; man baut außer den gewöhnlichen Getreidearten Kartoffeln, viel Futterkräuter (dreibl. Klee und Luzerne), Angersen und Hanf. Von den Felderzeugnissen können jährlich nur 50–60 Scheffel Haber verkauft werden, während Brotfrüchte noch von außen bezogen werden müssen. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, von dem ein Theil auswärts verkauft wird. Der Weinbau wird in der gewöhnlichen Weise auf etwa 80 Morgen betrieben; man pflegt Silvaner, Drollinger und Elblinge, von denen auf den Morgen 2700 St. gepflanzt und den Winter über theilweise bezogen werden. Der Wein gehört zu den mittelguten und seine Preise bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 32 bis 72 fl. per Eimer. Der Absatz geht nach Pforzheim und in den Schwarzwald. Von größerer Bedeutung ist die Obstzucht, die in günstigen Jahren über das eigene Bedürfniß einen Verkauf von etwa 2000 Simri erlaubt; man pflanzt hauptsächlich Mostsorten (Luiken, Schreineräpfel, Palmischbirnen, Pomeranzenbirnen) und Zwetschgen. Die Jungstämme werden aus der vorhandenen Gemeindebaumschule bezogen und zur Obstpflege ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.

Von dem Ertrag der vorhandenen 750 Morgen Gemeindewaldungen (vorherrschend Laubhölzer) erhält jeder Bürger jährlich 50 bis 60 Stück Wellen; das Stammholz wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 2200 fl. verkauft. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus 4 Morgen eigentlicher Weide und aus der Herbstweide ein Pachtgeld von 200 fl., von der Pferchnutzung 150 fl. und aus verpachteten Gemeindegütern 272 fl.

Die mit einem tüchtigen Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht wird den Verhältnissen angemessen gut und umsichtig getrieben; zur Nachzucht sind 2 Farren aufgestellt. Der Handel mit Vieh beschränkt sich nur auf das entbehrlich gewordene. Ein fremder Schäfer läßt den Winter über 300 St. Bastarde auf der Markung laufen.

Außer dem Gemeinde- und Stiftungsvermögen sind noch besondere Stiftungen vorhanden und zwar: 1) Armenstiftungen 350 fl., deren Zinse zu Brot- und Geldaustheilungen an Arme verwendet werden; 2) Schulstiftungen 213 fl. 30 kr., wovon jedoch die Zinse aus 10 fl. 50 kr. auf den Filialort Spielberg und aus 43 fl. 20 kr. zur Besoldung des jeweiligen Schulmeisters kommen. Die übrigen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)