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ehemaligen Schlosse, das letztere an der Südseite beim jetzigen Rathhaus; beide Thore wurden vor etwa 60 Jahren abgebrochen. Vor dem ehem. hinteren Thor steht eine wohl tausend Jahre alte ganz hohle, aber immer noch frisch grünende Sommerlinde. Die Gebäude liegen innerhalb der ehemaligen Stadtmauer sehr gedrängt, außerhalb derselben etwas weitläufiger, sind meist aus Keuperwerkstein erbaut, auf dem der größere Theil des Ortes selbst liegt, und haben größtentheils ein freundliches Aussehen. Der Ort hat noch immer etwas Städtisches und stellt sich, namentlich vom Thal aus gesehen, ganz einem Städtchen ähnlich dar.

In der Mitte des Dorfes steht die sehr einfach gehaltene Pfarrkirche, sie wurde im Jahre 1728 zum größten Theile neu erbaut, wozu Ludwig von Sternenfels Vieles beisteuerte, 1822 auf Kosten des Staats erweitert, und zeichnet sich durch die Menge ihrer mitunter vortrefflichen Grabdenkmäler aus; doch leider sind viele davon so stark mit weißer Tünche bedeckt, daß sie unleserlich wurden. Über dem Westportal sieht man das Sternenfels’sche Wappen; die Kirche besitzt eine gothische Kanzel, die von eigenthümlich geformter Renaissancesäule gestützt wird, und einen sehr schön gearbeiteten hohlen gothischen Taufstein, worauf die Wappen von Württemberg, Sternenfels, u. s. w. und die Inschrift: Anno domini 1478. – Von den Grabmälern sind noch zu enträthseln das des Bernhart von Sternenfels, † 1519, mit sehr schönem Wappen und herrlich reichem Laubwerk; eine schöne Sternenfelsische Grabplatte vom Jahr 1550, dann vier von Frauen aus der Familie St. (1553–58); ein Grabstein des Heinrich Schultheiß zu Helmstatt † 1586; die Grabplatte einer Frau (mit einem Wappen, drei Adler und ein Steinbock) vom Jahre 1494. Das Grabmal des Hans Jerg von St. † 1559, er kniet in Lebensgröße in voller Rüstung und entblößten Hauptes vor einem Krucifixus. Dann sieht man noch verschiedene Grabsteine Sternenfelsischer Kinder und bei der Kanzel das in Öl gemalte mit den Bildnissen der Verstorbenen und ihrer Kinder geschmückte Epitaphium des Ludwig Bernhard von St., † 1742 (des Wiederherstellers des Schlosses und der Kirche), und seiner Frau Regina Juliana Friedricke, geb. v. Göler. Im Jahre 1839 stiftete Schultheiß Vöth ein Krucifix in die Kirche.

Die beiden Glocken auf dem östlich stehenden Thurm sind von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1842 umgegossen. Auf der kleineren früheren Glocke stand: Hans Neiffer. verbum domini manet in eternum. 1558. In der Sakristei befinden sich hübsche von der Familie von St. gestiftete Altargefäße aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Begräbnißplatz, zu Sct. Anna genannt, der laut Inschriftstein auf Kosten des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)