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Ferner sieht man an der Emporenbrüstung 18 Darstellungen aus dem Neuen Testament, von Christi Geburt bis Pauli Bekehrung, an der Südwand der Kirche ein großes und gutes Ölbild: das Weltgericht, und an der Kanzel drei Ölbilder, darunter die Enthauptung des Johannes mit der Unterschrift:

Ein Lehrer muß die Warheit sagen,
Würd ihm auch der Kopf abschlagen.

Von den beiden Glocken hat die größere die Umschrift in gothischen Minuskeln:

bernhart lachaman gos mich.
hilf maria ihesus naserenus rex iudeorum. 1490.

Auf der zweiten schlank geformten Glocke stehen in der Schrift der Pfaffenhofer Glocke die Namen der vier Evangelisten. Alles deutet also wieder auf das Ende des 13. Jahrhunderts als Erbauungszeit des Thurmes. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. An der östlichen Mauer des Friedhofes sieht man ein spätgothisches Grabdenkmal mit dem Standbild des Verstorbenen und der Umschrift:

Als man zalt 1500 und … hie lit hans klotz. dem got gnedig und barmhertzig sei.

An der Hauptstraße steht das gut erhaltene 1770 erbaute Pfarrhaus und bildet mit seinem ummauerten Hofraum und Garten einen angenehmen, wohl geschlossenen Pfarrhof; die Unterhaltung desselben hat der Staat. Das zunächst der Kirche stehende 1770 erbaute und 1842 wesentlich erweiterte und verbesserte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des allein an der Schule stehenden Schulmeisters. Das Rathhaus wurde 1844 an der Stelle des früheren beinahe ganz neu und in modernem Geschmack erbaut. Im unteren Stockwerk befindet sich im Hausgang ein an dem früheren Rathhaus angebrachter Stein eingemauert, der die Wappen der Herren von Sternenfels und von Kechler Schwandorf enthält. Ein Back- und Waschhaus, ein Schafhaus, ein Armenhaus und eine Kelter mit einem Baum sind vorhanden.

Frisches, jedoch etwas hartes Trinkwasser liefern hinreichend 6 Pumpbrunnen, unter denen einer schwefelsäurehaltige Bestandtheile zu enthalten scheint, was sich durch den Geruch des Wassers verräth. Auch die Markung hat viele Quellen, die bedeutendste ist der Michelsbrunnen. Über die Markung fließen, die Zaber nahe am Ort vorüber, der Michelbach, der Ransbach und der durch den Ort fließende Regenbach. Über die Zaber führen 3 steinerne, über den Michelbach und den Regenbach je eine hölzerne Brücke; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0439.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)