Seite:OABrackenheim0441.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Badische abgesetzt. Die Obstzucht wird eifrig betrieben, obgleich das Obst wegen des engen Thals nicht besonders gerne geräth; man pflanzt Luiken, Fleiner, Bietigheimer, Reinetten, Knaus-, Palmisch-, Pomeranzen- und Bratbirnen, von Steinobst Zwetschgen und etwas Kirschen. Die Jungstämme bezieht man aus den vorhandenen Privatbaumschulen, und zur Pflege der Obstkultur ist ein besonderer Baumwart aufgestellt. In günstigen Jahren können etwa 600 Simri Obst nach außen verkauft werden.

Von dem Ertrag der vorhandenen 426 Morgen Gemeindewaldungen erhält jeder Bürger eine jährliche Holzgabe von 50–60 St. Wellen, während das Oberholz zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft wird und dieser 1500–2000 fl. jährlich einträgt. Überdieß bezieht die Gemeinde aus 20 Morgen eigentlicher, wie aus der Brach- und Stoppelweide, auf der ein Pachtschäfer im Sommer 125, im Winter 160 St. Bastardschafe laufen läßt, 300 fl., aus der Pferchnutzung 125 fl. und aus Gemeindegütern 100 fl.

Die Rindviehzucht wird den Verhältnissen angemessen betrieben; man hält einen guten Neckarschlag und hat zur Nachzucht einen Farren von gleicher Race aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist von keinem Belang.

Es sind unbedeutende Stiftungen vorhanden, deren Zinse für Arme und Schulzwecke und theilweise auch zur Anschaffung kirchlicher Geräthschaften verwendet werden.

Auf einem Vorsprung des Strombergs, 1/2 Stunde südlich vom Ort, soll auf dem sog. Schänzle ein Schloß gestanden sein; man sieht daselbst noch einen tiefen Graben, der die zugängliche Seite des Bergvorsprungs befestigte.

Die Geschichte des Orts, welcher früher Wilare, Wilre, Wieler u. s. w. geschrieben wurde und ein Kreuz in seinem Wappen führt, ist unbedeutend und lückenhaft. Wenn Graf Boppo von Laufen dem von seinem Bruder, Erzbischof Bruno von Trier, gegründeten Stift Odenheim die halbe Kirche in Weiler schenkte, was K. Heinrich V. den 5. März 1122 und K. Friedrich I. im J. 1161 bestätigten (Wirt.-Urkb. 1, 352. 2, 135.), so mag es bei der großen Zahl der Orte dieses Namens immerhin etwas zweifelhaft bleiben, ob hierunter dieses Weiler zu verstehen ist, da späterer Besitz des Stiftes allhier nicht mehr erwähnt wird und in der Folge eben Württemberg als Lehensherr der Pfarrei erscheint, ohne daß der Besitzerwerb desselben bekannt wäre. Dagegen dürfte der Schultheiß Konrad von Wile, welcher im J. 1283 Güter zu Bönnigheim kaufte (Klunzinger 1, 82) sicher diesem Orte angehören.

Begütert war hier gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Familie von Neuffen, welcher vielleicht der Ort gehörte; im J. 1296 verkauften Rudolf von Neuffen und sein Schwager Ulrich von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0441.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)