Seite:OABrackenheim0443.jpg

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Länge nach die gut unterhaltene Güglingen–Maulbronner Landstraße, von der im Ort die Vicinalstraße nach Michelbach ablenkt; auch die übrigen Ortsstraßen sind in gutem Zustande.

Die so ziemlich inmitten des Dorfes links von der Straße nach Sternenfels stehende Kirche hat wieder ein im vorigen Jahrhundert (1744–45) erweitertes und umgebautes breites Schiff, an das sich im Osten ein altgothischer Thurm aus dem 13. Jahrhundert, ganz ähnlich den Thürmen in Weiler und Pfaffenhofen, anschließt und an diesen Thurm setzt sich östlich ein halbachteckiges 1505 erbautes spätgothisches Chörchen, so daß wir mindestens drei verschiedene Bauzeiten anzunehmen haben. Vom ersten Bau zu Ende des 13. Jahrhunderts erhielt sich der Thurm, in dessen erstem Geschoß wieder ein starkes Rippenkreuzgewölbe auf Konsolen ruht; der Schlußstein zeigt vier schöngezackte Ahornblätter (ähnlich, aber doch etwas anders, als in Weiler und Pfaffenhofen) ausgemeißelt, und auf dem Dachboden erkennt man noch an der Westwand des Thurmes das alte Schutzgesimse des schlanken Giebels der ursprünglichen Kirche. An diesen Thurm wurde nun im Jahre 1505 von Meister Hans Wunderer ein gar hübsches halbachteckiges Chörchen angebaut, das sich mit drei schmalen ungetheilten Spitzbogenfenstern gegen Osten öffnet. In ihren Bogenfeldern sieht man schönes Zackenmaßwerk und im mittleren anmuthig verschlungenes Astwerk, über dem ein Engel ein Wappenschildchen hält, mit dem Zeichen des Baumeisters Hans Wunderer und der Jahreszahl der Erbauung M.CCCCC.V. Das Dach des Chörchens ist ganz von Stein und endigt in einen eckigen Knopf. Innen hält ganz oben in der Leibung dieses Fensters ein Engel den Sternenfels’schen Wappenschild. In die Südwand des Thurmes ist ein großes Spitzbogenfenster eingesetzt, darüber steht die Jahreszahl 1598 und unten auf der Brüstung sieht man eine Eidechse ausgemeißelt.

Über dem im geschweiften Spitzbogen geschlossenen Westportal des Schiffes steht 1744, das Jahr des Umbaues bezeichnend.

Von Kunstwerken und Denkmälern sind zu nennen im Thurm ein 15 Fuß hohes treffliches gothisches Sakramenthaus, oben mit einer von zwei schönen langgelockten Engeln gehaltenen Tafel mit folgender Inschrift:

Dieß sackerment huß hat gemacht hanß steinmetz von zaberfelt. anno 1476.

Dabei das Zeichen des Meisters.

Sonst ist das zierlich durchbrochene Werk noch mit drei Rittergestalten, und dem h. Sebastian geschmückt. Die von einem Rippenkreuzgewölbe überspannte Sakristei wird von einer mit sehr altem kraftvollem Schmiedeisenwerk beschlagenen Holzthüre verschlossen. Im Thurm befinden sich Grabmäler, so das 4 F. hohe eines betend dargestellten Kindes, des junckher Veit von Sternenfels, des Veiten Sohn,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0443.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)