Seite:OACrailsheim0034.jpg

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Auch im Einzelnen sind es der schönen Landschaftsbilder gar viele; sei es, daß wir wandern auf den lichten sandigen Höhen der Crailsheimer Hardt, wo zwischen durchsichtigen Kieferwäldern flache Seen sich ausbreiten, wo in der sonnigen Einsamkeit die herrlich frische Bergluft zitternd aufsteigt aus den vom rothblühenden Heidekraut weithin bedeckten Sandstrecken. Über uns singen die Lerchen, an den Blüten summen die Bienen, und fein erklingt von Dinkelsbühl herauf der melodische Schall der Domglocken. Oder man begeht im Westen des Bezirks jene tiefen halbfelsigen Keuperschluchten, deren Quellbäche meist aus kleinen waldumschatteten Seen hervorkommen; den muntern Wassern folgend, tritt man heraus in flachgeränderte Wiesenthäler, die sachte der Jagst zuziehen. Von ihrem Thal treten unterhalb Jagstheim die Keuperberge auseinander, so daß die Oberamtsstadt in einer schönen von Bergen in mehr als im Halbkreis umfangenen ebenen Weitung liegt. Eine Stunde unterhalb Crailsheim schneidet dann das Jagstthal schnell und schroff in scharfen Bögen in die Muschelkalkfläche.

Der Bezirk bildet so recht das Grenzgebiet zwischen dem Keuperland, das von West nach Ost den südlichen Theil des württembergischen Franken beherrscht und von den Löwensteiner und Mainhardter Höhen bis tief ins bayrische Frankenland hineingreift, und dem Muschelkalkland, welches vom Main herauf dem nördlichen Theil Frankens an Tauber, Jagst und Kocher seinen Ausdruck gibt. Steigert sich die Natur nirgends zur Großartigkeit und wilden Romantik, fehlen der Landschaft Rebenhalden und Obstwälder, so liegt reiche Abwechslung in wiesengrünen Thälern, dunklen Wäldern, fleißig gebauten Ackerflächen, Bergkuppen mit weithin von blauen Bergreihen umgrenzten Fernsichten, und vom Geräusch der verkehrsreichen Bezirksstadt mit ihren nach allen vier Himmelsgegenden ziehenden Eisenbahnsträngen flüchtet man leicht zum tiefen, nur vom Murmeln der Bäche durchbrochenen Waldfrieden.

Näher betrachtet gliedern sich vier Theile heraus: das Jagstthal mit der Ebene um Crailsheim, die Bergzüge zwischen den Zuflüssen der Wörnitz und der Jagst, die Bergzüge zwischen Jagst und Bühler und die von Crailsheim an sanft ansteigende Muschelkalkebene.

Nach seinem Eintritt in den Bezirk oberhalb Randenweiler (hart beim Bahnhof Stimpfach) bildet das Jagstthal, wie um Ellwangen, ein stilles, von Höhen beengtes, mäßig gewundenes

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)