Seite:OACrailsheim0057.jpg

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der schöne Wiederthon Polytrichum commune L. und P. formosum Hedw., das spitzblättrige Torfmoos Sphagnum Sacutifolium L. bei Uhlberg, das Drehmoos Funaria hyprometica Hedw., und das wellige Gabelzahnmoos Dicranum undulatum Ehrh.; an Waldbäumen, namentlich am Fuße der Fichtenstämme, die warzigblättrige Neckerie Neckeria crispa Hedw., das Weißzahnmoos Leucodon sciuroides Schw. und auf Gemäuer das haarige und das Silberbirnmoos Bryum capillare L. und Bryum argenteum L.; in Bächen, z. B. der Teufelsklinge, das Brunnenmoos Fontinalis antipyretica; dieses auch aus dem Gyps-Wasser des Lammbrunnens in Crailsheim nicht zu vertreiben. An Lebermoosen ist die Gegend ärmer; nur selten trifft man größere Jungermannien und nur bei Vorderuhlberg und in den zum Fleckenbach-Weiher führenden Wassergräben das vielgestaltige Leberkraut Marchantia polymorpha L., im Fleckenbach-Weiher die schwimmende Riccie Riccia natans L. Um so mehr sitzen und hängen an den Bäumen und alten Zäunen die verschiedensten, zum Theil unscheinbarsten Flechten: die Bartflechte Usnea barbata L. überzieht auf dem Burgberge eine ganze Reihe Lärchen und hängt in langen grauen Bärten an ihnen herunter; die kleeige und die Pflaumen-Evernie Evernia furfuracea L. und E. Prunastris L., die Eschenflechte Ramalina fraxinea L., die durch ihre gelbe Farbe an jeder Mauer und an jedem alten Zaune auffallende gelbe Wandflechte Xanthoria parietina Th., die Lindenflechte Parmelia tiliacea Ach., die Runzelflechte Parmelia caperata L., die Felsenflechte Parmelia saxatilis Ach., die gemeine Porenflechte Pertusaria communis Dec., und die Wimper-Hagenie Anapsychia ciliaris Rsch. Auf humusreichem Boden und alten verfaulten Baumstämmen die Hundsflechte Peltigera canina L. Säulchenflechten überziehen auf lichten Waldstellen des Keupers oft massenhaft den Boden; so die Formen der Rennthierflechte Cladonia rangiferina Hoffm., ferner Clad. stellata Sm., pungens Sm., furcata Hoffm., squamosa Hoffm., uncinata Hoffm., fimbriata F., degenerans Sm. und gracilis L. Zwischen diesen braunfrüchtigen Arten ergötzen das Auge verschiedene Arten mit scharlachrothen Früchten. Bei Hinteruhlberg findet sich am Waldesrand auch die seltene Cladonia carneola Fr. mit gelber Frucht. An größeren Algen wäre zu erwähnen der gemeine Armleuchter Chara vulgaris L., bei Gröningen. Eine anomale Flechte, die grüne Stielflechte Coniocybe furfuracea Fr., überzieht grünspanfarbig die Sandsteinfelsen hinter Westgartshausen. 1

An höher entwickelten Pilzen hat der feuchte Spätsommer von 1881 eine Menge der verschiedensten Arten aus dem Boden herausgezaubert. Namentlich im Halbdunkel der Nadelwaldungen, in welchen sonst nur kümmerliches Moos den Erdboden bedeckt, war durch sie, besonders im Keuper unseres Oberlandes, eine oft staunenerregende Farbenpracht entfaltet. In allen Farben und Mißfarben, vom reinsten Weiß bis zum dunkelsten Violett, vom hellsten Gelb bis zum feurigsten Roth stehen sie da diese Tausende von Schwämmen, und nur schade ist es, daß sie in den meisten Fällen unbemerkt bleiben oder höchstens aus Furcht vor ihrer Schädlichkeit mit dem Fuße umgestoßen werden. Wenn auch freilich eine Menge giftiger Schwämme darunter sind, so sind unter ihnen auch eine große Anzahl genießbarer, ja sogar sehr schmackhafter Arten, und es ist zu bedauern, daß mit ihnen eine große Menge eines durch seinen Gehalt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)