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verderben kann, Bienenkörbe, Vieh, Blumen verstellt werden. Die Todtenkränze werden vielfach in der Kirche oder Gottesackerkapelle aufbewahrt. Leichenkosten müssen alsbald bezahlt werden, sonst findet der Todte keine Ruhe.


Sagen und Aberglaube.

Der Bezirk ist reich an Sagen, in welchen sich theils der alte deutsche Göttermythus erhalten, theils einzelne Züge aus der mittelalterlichen Geschichte des Bezirks widerspiegeln.


Wodan und das wilde Heer.

Der Reiter ohne Kopf zieht in den 12 Nächten durch den Burgberger Wald, weiter von der Speltacher Platte gegen Altenmünster, ebenso von Westgartshausen gegen den Gipsbruch bei Ingersheim (Reihengräber) in Begleitung von schwarzen Hunden. In derselben Gegend sieht man auch einen „Stümmel“ (Zwerg) gehen. Das wilde Heer hört man zwischen dem Reinholz und Häspelein nach Triensbach, von Tiefenbach nach der Eulenburg und an der Rudolfsberger Steige. In der Gegend von Maulach hatte sich einst ein Bauer zum Spott in einen Acker gelegt, um das wilde Heer zu sehen. Da wurde ihm von oben ein Beil in den Hintern geschleudert, das Niemand herausziehen konnte. Im folgenden Jahr legte sich der Mann wieder an dieselbe Stelle. Da zog der „Teufel“ das Beil wieder heraus. In Breitenau nahe der württembergischen Grenze in Bayern fuhr einst das wilde Heer durch ein Haus und zerriß Dach und Giebel. Siehe auch die Sage vom Rechenberger. Auf der Schönebürg hört man zu Zeiten ein Geräusch wie von 100 Holzhackern. Eine sehr verbreitete Sage ist die vom Hehmann, der von Nürnberg nach Hall auf der alten Straße einherzieht, die von Schnelldorf über Volkershausen nach Satteldorf geht. Man hört ihn bei Volkershausen rufen. Heh, heh, hopp!


Licht und Feuer.

Über den Schanzbuck bei Roßfeld kommen 3 Lichter, welche mit einander streiten und dann plötzlich verschwinden. Von Onolzheim ziehen feurige Männer gegen die Rothmühle und den Stöckenhof, sie schreien und klagen sich unter einander. In Bachfeld bei Weipertshofen geht ein einsames Licht.


Nixen und Geisterweiblein.

Die Sage von den Wasserfräulein, welche die Leute besuchen, zu bestimmter Zeit in die Wassertiefe zurückkehren, aber weil sie ihre Zeit versäumen, sterben müssen, indem ein Blutstrahl aus der Tiefe aufschießt, findet sich beim Dielbronnen Mark, Bronnholzheim und in der Nähe von Ellrichshausen an der Gronach. Im „gründischen“, einem angeblich unergründlichen Brunnen bei Unterspeltach und Gründelhardt hausten Meerfräulein, welche ins Dorf kamen und prophezeiten, es werden bald Männer kommen, welche das Meßopfer und die katholische Religion abschaffen werden. Birl. Volksth. 1, 134.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)