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Auf dem Pfannenberg zwischen Alexandersreut und Weipertshofen erscheinen zuweilen drei weiße Fräulein, mitunter auch schwarz gekleidet, an einem Kreuzweg Mittags 12 Uhr. Sie winseln wie junge Hunde und verschwinden, während es im Wald drin kracht und knallt, wie bei einer gewaltigen Jagd oder einem Sturm.

Bei Stimpfach am Weg nach Rechenberg ist der Hainenberg und das Hainenfeld. Dort geht das Hainenweible, eine schwarze Gestalt, welche die Leute erschreckt, quält und prügelt. Zwischen Gröningen und Bölgenthal aber geht eine Frau, mit einer Mistgabel bewaffnet.


Pädagogische Sagen.

Beim Burgberg muß ein alter Steinsetzer zur Strafe für ungerechtes Steinsetzen gehen. (Maulach, mündlich.)

In Ellrichshausen hat die Schneidersmarie, welche den alten Todtenweg von Volkershausen her mit Gewalt abtrieb, keine Ruhe gefunden. Ein Amtmann in Crailsheim hatte die Armen in seinem Dienst schwer gedrückt und mußte nun nach seinem Tod alle Nacht im Amthaus gehen. Er machte viel Lärm, erschien seiner Frau, endlich ließ diese den Schornsteinfeger kommen, welcher den Geist in einen Sack hinein beschwor. Beim Hineinschlüpfen drohte der Geist, er komme wieder, wenn man ihm kein Bett mitgebe, was er auch wiederholte, als der Schornsteinfeger ihn am Wald auf dem Galgenberg nächst einem Kreuzweg aus dem Sack ließ. Da er wirklich wieder erschien, ließ ihn die Frau Amtmann wieder an den vorigen Ort schaffen und dort ein Bett hinlegen. Ein vorbeifahrender Bauer von Rudolfsberg lud das Bett als gute Beute auf seinen Wagen, der nun so schwer wurde, daß die Pferde ihn nur mit der größten Anstrengung nach Hause brachten. Dort legte der Bauer das Bett in eine Kammer, wo fortan der Amtmann so wild hauste, daß das Haus von Menschen und Vieh verlassen wurde. (Mone, Anzeiger 1838, S. 364.)

Als man einst im Jagstgrund am Tag vor Jakobi den Feiertag einläutete, hörten alle Leute auf, Heu zu machen. Nur ein Bauer sprach, obwohl sein Knecht ihn abmahnte: Jokele hin, Jokele her, mein Heu muß heut noch heim. Der Wagen wurde geladen und heimgeführt. Unterwegs überfiel den Bauern ein Unwetter und Wolkenbruch. Der Mann mit Vieh und Wagen gieng im Wasser zu Grund, mühsam rettete sich der Knecht. Seit dem hört man alljährlich an Jakobivorabend an der Unglücksstelle ein Rauschen von Wasser, durch das sich Jemand mit geladenem Wagen durcharbeiten will. (Mone, Anzeiger 1839, S. 175.)

Auf der Markung Honhardt (Mainkling), Jagstzell, Stimpfach, Rechenberg geht ein geisterhaftes, dickes, hundartiges Thier von ungeheurer Stärke, das Gaisklingenthierle, das die Leute in die Irre führt. Es ist ein verfluchter Jäger, der einst das Frauenkloster Jagstzell, dem er diente, betrog. (Birlinger Volksth. 1, 169.)

Ähnlich ist die Sage vom verfluchten Holzwart, der bei Appensee und Honhardt geht, ein arger Bösewicht bei Lebzeiten. Er ist 7–8′ hoch und führt die Leute in den Jagstgumpen, wo sie ertrinken. (Birl. 1, 294.)

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)