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Sagen, welche sich an historische Orte und Personen knüpfen.

Crailsheim. Adelheid von Hohenlohe, die Wohlthäterin von Crailsheim, wohnte in ihrem Schloß auf der Schönebürg. Auf einem unterirdischen Gang fuhr sie von ihrem Schloß vor das Ansbacher Thor in Crailsheim, das sich von selbst vor ihr aufthat. Entfiel ihr Handschuh oder Fächer, so flogen sie von selbst ihr wieder zu. Einst begegnete ihr am Thor eine Menge Volks, das einen armen Sünder zum Hochgericht begleitete. Sie fragte nach seinem Verbrechen und, als sie es erfahren, sprach sie zu ihm: dann geschieht dir Recht. Da fuhren die Thorflügel zu und öffneten sich niemals mehr von selbst vor der Gräfin, der unterirdische Gang fiel ein. Ganz ähnlich ist die Sage, womit Onolzheim seine Wohlthäterin Barbara v. Zipplingen verherrlichte. Ihre Handschuhe flogen in geheimer Kraft neben ihr her wie 2 Vögel. Auf die Äußerung: „Dir geschieht recht,“ fielen sie alsbald zu Boden und hatten ihre magische Kraft verloren. Mone Anzeiger 1838, S. 364.

Das Zauberbuch. Ein Pfarrer von Crailsheim hatte in einer gewölbten Stube alte große Bücher, die mit Ketten an die Decke und Wände befestigt waren. Eine neugierige Magd, die allein in der Stube war, öffnete einst ein Buch und las eine Stelle. Da wimmelte die Stube plötzlich von Mäusen. Auf den Hilferuf der erschrockenen Magd eilte der Pfarrer herbei, ließ sich das Geschehene erzählen und las nun die Stelle des Buches von hinten nach vornen, worauf alle Mäuse verschwanden. Mone Anzeiger 1837, S. 309. (Der gelehrte Pfarrer und Reformator Ad. Weiß hatte seiner Vaterstadt seine große Bibliothek mit Folianten vermacht.) Die verlorenen Akten. In einem Rechtsstreit war ein für eine rechtschaffene Familie wichtiges Schriftstück verloren gegangen. Der Stadtschreiber suchte im Rathsaal bis nach Mitternacht darnach. Endlich rief er unwillig: Teufel, gib die Schriften her, du hast sie doch in den Klauen. Da fiel das Heft plötzlich von oben zu seinen Füßen, die Thürflügel flogen auf, der Teufel und hinter ihm die Weiber der 12 Rathsherren auf Ofengabeln stürmten mit Gebraus zum Saal herein und zur andern Thüre wieder hinaus. Mone l. c. 1837, S. 307. – Die Geschichte von der gebannten Hexe und vom erlösten Schatz im Kessel s. Mone Anz. 1837, S. 307, 309. Als einst der Wein, den man auf dem Kreckelberg baute, sehr schlecht gerathen war, fieng man an die Marienkapelle auf dem Markt zu bauen und machte den Mörtel mit dem mißrathenen Wein an. Schwäbischer Merkur 1844 Nr. 316. Die Haaraffensage s. Ortsbeschr.

Burleswagen. Als noch Herzoge in Rothenburg a. d. T. saßen, wohnte in einem der 7 Häuser des Städtchens ein Kürschner, der bei Hof gut gelitten war. Eines Tags erbeuteten die Edelleute von Burleswagen auf einem Raubzug von Kaufleuten einen großen Stübich mit Rauchwerk und verkauften ihn an den Kürschner. Als nun der Kürschner den Stübich öffnete, fand er viel Gold und Silber in den Fellen versteckt. Der Kürschner brachte das Geld dem Herzog, der erst zürnte über den Raub, aber auf den Zuspruch seiner Räthe und anderer ehrbaren Leute dem Kürschner das Geld überließ, da er viel hübscher Knaben habe, die wohl zu frommen Leuten erwachsen möchten. Der Kürschner hielt sich redlich, der Herzog machte ihn zum

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)