Seite:OACrailsheim0120.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wahrzeichen.

Auf der Höhe zwischen Westgartshausen, Ofenbach und Neuhaus im Brentenschlag liegt ein großer Stein im Gehölz Brentenschlag, auf dem roh ein Zeichen wie ein Kelch ohne Fuß oder eine kleine Amphora abgebildet ist. Die Sage erzählt, es sei einst ein König die Straße von Dinkelsbühl hergekommen. Unterwegs sei es zu einem Kampfe gekommen, der König, zum Tode verwundet, habe an der Stelle das heil. Abendmahl empfangen.

Überaus zahlreich sind die steinernen Kreuze, die zur Sühnung von Mordthaten errichtet wurden und theilweise mit Bildern der Mordwaffen versehen sind. Das jüngste dieser Kreuze ist wohl das an der Kirche zu Oberspeltach zur Erinnerung an den 1634 erschlagenen Meßner. Solche Kreuze finden sich 2 bei Appensee, 3 bei Siglershofen, 4 bei Honhardt am Ende des Dorfes, 2 in Westgartshausen, 1 am „Lottenplatz,“ wo 2 Weiber einander mit der Sichel erschlagen, 1 in Likartshausen, wo ein Kind zum Fenster heraus sich todt fiel, beim Hübnershof, am Imberger See bei Honhardt (Sandhof), bei Ofenbach, Röthlein, Markertshofen, Tiefenbach, Weipertshofen.


Mundart.

Im Allgemeinen herrscht im Bezirk der fränkische Dialekt. Nur an der Südgrenze ist der Einfluß des unmittelbar angrenzenden Schwabenlandes in der Sprache zu verspüren. Man spricht von Stimpfach bis Unterdeufstetten ellwangisch d. h. schwäbisch in der um Ellwangen gebräuchlichen Lautfärbung. Vielfach ist die Grenze zwischen schwäbischem und fränkischem Dialekt durch ein und denselben Ort gezogen, indem z. B. die Katholiken in Großenhub, Gerbertshofen, Weipertshofen mehr schwäbisch, die evangelischen mehr fränkisch sprechen, so daß man den Leuten zwar die Konfession nicht ansehen, aber anhören kann. Der Katholik sagt: koan, oarla, onawë, der Evangelische kāⁿ, āⁿerlă, anawê. In Weipertshofen sagen die Katholiken Ähle, die Evangelischen Herle für Großvater. Im Jagstthal ist der Unterschied zwischen dem schwäbischen Stimpfach und dem fränkischen Appensee sehr scharf. Dort spricht man: noi, jau, ghairt, hier ja, na, ghärt. Dort hat das Diminutiv in der Mehrzahl die Endung le, hier lich. Auch auf den hart an das Oberamt Ellwangen grenzenden Höfen der Pfarrei Honhardt läßt sich das Eindringen des schwäbischen Sprachelements beobachten. In dem ehemaligen Haller Gebiet in den Gemeinden Honhardt, Gründelhardt, Oberspeltach ist die langjährige Beziehung zu Hall nicht ohne Einfluß gewesen. Der Dialekt klingt vielfach an das Hällische an. Hier hört man Lëhrer,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)