Seite:OACrailsheim0263.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Familie Geyer. 1. Anno 1686 den 8. September Nachts umb 2 Uhr ist in Gott verschieden die Reichshochwohlgeborene Frau Johanna Agatha Geyerin von Giebelstadt, geb. Senftin v. Sulburg, Wittib ihres Alters 74 Jahre 2 M. 3 Tage, mit den Wappen Geyer, Senft, Senft, Kräwinkel, Schilling von Cannstatt, von der Heyden. 2. Anno domini 1624 den 17. November starb die wol edle Sabina Susanna Geyerin mit den Wappen Geyer, Wolfskeel, Schenken v. Sinaw. 3. Anno domini 1640 den 3. Ostertag abends ... ist verschieden der wol edel Wolfgang Heinrich Geyer zu Giebelstadt. Wappen – Geyer, Wolfskeel, Schenk v. Sinaw und Wolfskeel, in der Mitte das Allianzwappen Geyer-Senft. Auf der Nordseite des Chors das gute Bild des 21. Jan. 1718 gestorbenen Ritters Joh. Gottfried v. Beringer, k. preußischen Geheimenraths und Generalbevollmächtigten bei der Grafschaft Geyer, für den jährlich eine Gedächtnispredigt gehalten wird. Der dazu gehörige Grabstein ist 1848 zerbrochen.

Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, die kleine ohne Inschrift mit schönem gothischem Fries, die beiden andern gegossen von C. König in Langenburg 1844 und 1856. Baupflichtig die Stiftung.

Das 1843 auf Staatskosten neuerbaute Pfarrhaus liegt abseits der Straße dem Schloß gegenüber und ist sehr wohnlich eingerichtet. Die Schule neben der Kirche enthält das etwas niedere Lehrzimmer und die angenehme Wohnung des Schullehrers. Mit der Schule ist eine Arbeitsschule verbunden. Die Schule wird von der Gemeinde baulich erhalten. Die Synagoge der Israeliten am Ostende des Dorfes ist ein unscheinbares, ungetünchtes, niederes Gebäude. Der Begräbnisplatz liegt nördlich vom Ort am Bergabhang. Die Gemeinde besitzt ein Armenhaus. Das ansehnlichste Gebäude war einst das Geyerische Schloß, ein großer Holzbau auf steinernem Unterstock, nach der Ortsüberlieferung als Viereck, wahrscheinlich nur als ein Mittelbau mit 2 Seitenflügeln in edlem Renaissancestil gebaut, von einem tiefen Graben mit Zug-, jetzt fester steinerner Brücke umgeben. An dem Eingang in den Westflügel besagt eine Inschrift mit dem Wolfskeelschem Wappen: Anno domoni 1531 hab ich Sebastian Geyer Golbach köfft, und alsobalt angefangen zu bauen in dn Namen des herrn. Der Ostflügel ist vor ca. 200 Jahren abgebrannt. Der Südwestgiebel, welcher noch ziemlich gut erhalten ist, läßt noch etwas von der einstigen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)