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Die Staatsstraße nach Dinkelsbühl und Ellwangen führt östlich am Ort vorüber. Eine hölzerne Brücke, durch die Jagstinsel getheilt, führt über die Jagst, sie ist von der Realgemeinde zu unterhalten.

Dem Verkehr dienen zwei Schildwirthschaften und eine Bierbrauerei, 2 Krämer. Von Gewerben arbeiten Maurer, Schuhmacher und Schneider auch nach auswärts. Das Stiftungsvermögen beträgt 2098 M. An Armenstiftungen sind vorhanden 50 fl. von Fuchs Ehefrau, 50 fl. von We. Grüb, 20 fl. von Jak. Groß, 200 fl. von Marg. Baumann, Müllers Witwe und 100 fl. von derselben für Schulzwecke. Der Vermöglichste besitzt in I. 25 ha, in A. 29 ha, der Mittelmann 12,6 ha, in A. 9 ha, der Ärmere 30–60 ar. Die von Osten nach Westen in die Länge gestreckte Gesammtmarkung hat schweren, theilweise hitzigen und steinigen Boden. Man gewinnt Gips. Auf dem Gebiet von Altenmünster finden sich kleinere Erdfälle. In der Schmiede dort brach vor ca. 15 Jahren plötzlich der Boden ein.

Das Klima ist etwas rauh, mit häufigen Frühlingsfrösten und starken, besonders auf der Höhe von Altenmünster fühlbaren Winden. Hagelschlag ist selten.

Von Getreidearten sind Dinkel und Haber vorherrschend. Der Wiesenbau ist gut und ausgedehnt, die Wiesen sind zweimähdig; die Obstzucht wird mäßig betrieben, das Obst geräth nicht gerne. In jedem Ort besteht eine Baumschule und ein Baumwart. Ingersheim besitzt 30 M. Wald, der an die Gemeinderechtsbesitzer vertheilt ist. In Ingersheim wird nur Brach- und Stoppelweide, in Altenmünster noch 30 Morgen Allmand dazu von einheimischen Schafen befahren, das Weiderecht gehört der Realgemeinde. Pferdezucht besteht nicht. Der Ackerbau wird wenig mit Pferden, meist mit Ochsen und Kühen betrieben. Das Rindvieh gehört der Triesdorfer Rasse an. Schafe von der Landesrasse werden von den Realgemeindeberechtigten in Ingersheim im Sommer 300, im Winter 200, in Altenmünster Sommer und Winter 200 gehalten. Thiere und Wolle werden an Händler abgesetzt. Das Fischrecht in der Jagst gehört der Realgemeinde Ingersheim und ist um 16 M. verpachtet. Die Jagst liefert Hechte, Aale, Weißfische.

In Altenmünster befindet sich eine Gipsfabrik und eine Maschinenfabrik, die Kunstmühle in Ingersheim mit 5 Mahl- und 1 Gerbgang hat einen starken Umsatz.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)