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Gut L. um 3000 fl. 1706 wurden Franz Karl und C. Heinr. Joh. v. Bleyleben von Brandenburg mit der Gerichtsbarkeit belehnt. Die Familie war tief verschuldet. 1721 trat Abraham Nathan, Jude zu Crailsheim, eine Forderung von 10.000 fl., welche ihm auf Lautenbach versichert war, an Brandenburg ab, das endlich 1730 L. von Joh. Fr. K. Ant. Ernst Leop. v. Bleyleben und Mar. Cleophea Reichlin v. Meldegg, seiner Gattin, um 31.262 fl. (und 200 Leihkauf) kaufte und auch Franz Karl v. Bleyleben mit seinen Ansprüchen abfand, Kr.Arch. Nürnb. Mit Ansbach theilte dann L. den Wechsel der Herrschaften bis 1810.

Die ritterschaftlichen Grundherren hatten jene Bevölkerung ohne Grundbesitz in den Ort gezogen, welche heute noch mühsam durch Hausirhandel ihre Existenz fristet.

Kirchlich gehörte Lautenbach bis 1811 zu Weidelbach und gab den Zehnten an den Deutschorden als Patron jener Pfarrei. Doch klagte 1602 der Pfarrer von Weidelbach, daß die Lauterbacher sich gegen den Willen ihrer Obrigkeit zur Pfarrei Wildenstein halten (Weid. Kb.).

Unter den Parzellen verdient zuerst 1. Bernhardsweiler eine Erwähnung. Der hochgelegene freundliche Weiler, dessen meist einstockige saubere Häuser zerstreut liegen, hat eine weithin sichtbare, aber unvollendete S. Anna-Kirche, die von einem bedeutenden Meister gebaut sein muß, der hier ein großes Gotteshaus zu schaffen gedachte, aber nur den Chor und den Thurm vollenden konnte. Der Chor aus großen Hausteinen ausgeführt, aber fein und gefällig gebaut, hat 7 spätgothische Fenster, jedes durch 2 Pfosten in drei Felder getheilt und mit zierlichem bei jedem Fenster wieder anderen Maßwerk. Zwei Fenster verdeckt der Thurm. Streben zwischen den Fenstern mit je 3 Wasserschlägen stützen von außen den Bau. Der Thurm, aus großen Werkstücken aufgebaut, steigt an der Nordseite des Chors viereckig bis zur Hälfte des Daches auf, darüber erhebt sich ein achteckiger Aufsatz. Vier Seiten dieses Aufsatzes werden durch Streben gehalten, die an den Ecken des Vierecks aufsitzen, jede mit einem Sockel und zwei Wasserschlägen, auf den andern 4 Seiten sind schlanke gothische Fenster. Für das Schiff sind noch die Ansatzsteine sichtbar.

Auf dem Thurm hängen drei Glocken, von denen die kleine ohne Inschrift ist, die große Glocke, an die sich die S. 119

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0342.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)