Seite:OACrailsheim0356.jpg

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Gaisbühl und Schönbronn herrscht Sandboden vor, die übrigen Orte haben neben Kiesboden vorwiegend Lehm. Der Boden ist wenig tiefgründig, größtentheils nur mittelfruchtbar, strichweise auch unergiebig. Sumpfige Wiesen mit saurem Futter finden sich in Stelzhausen, Schönbronn und Gaisbühl. Eine Lehmgrube ist bei Stelzhausen. Von Weihern sind nur noch 2, ein Feuersee bei Lustenau und der sogen. Ruhweiher auf Stelzhauser Gebiet vorhanden. Dagegen sind 10 solche, 7 auf Stelzhauser, 3 auf Lustenauer Markung zu Wiesen trocken gelegt.

Das Klima ist ziemlich rauh, kalte Nebel und schädliche Fröste kommen nicht selten vor, ebenso starke Winde, dagegen Hagelschlag selten. Wetterscheide ist die Winterhalde bei Waldthann. Roggen, Dinkel, Haber, auch Weizen gedeihen gut. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter mittelmäßig. Die Wiesen sind zweimähdig, einige wässerbar. Die Obstzucht nimmt stetig zu. Man zieht besonders spätere Sorten von Mostobst. Die Gemeinde hat eine Baumschule und einen Baumwart.

Wald besitzt die Realgemeinde 16 Morgen Nadelholz, bis jetzt ohne nennenswerthen Ertrag, weil junger Bestand. Die 16 Morgen Allmanden werden neben Brach- und Stoppelweide für die Schafhaltung benützt. Die Realgemeinde hat das Weiderecht. Die Pferchnutzung erträgt jährlich ca. 340 M. Die sonstigen Güterstücke der Realgemeinde sind den Farrenhaltern überlassen.

Die Rindviehzucht ist in gutem Stand. Die Viehmastung ist unbedeutend. Dagegen bringt der Absatz von Jungvieh auf den benachbarten Märkten in Crailsheim und Dinkelsbühl Geld in die Gemeinde. Die Realgemeinderechtsbesitzer halten ca. 600 Stück Lammschafe deutscher Race Sommer und Winter. Wolle und Schafe werden ins Unterland und ins benachbarte Bayern abgestoßen. Das Fischrecht in den Bächen ist vom Kameralamt zu 10 M. verpachtet.

Armen- und Schulstiftungen neben der ansbachischen Stiftung mit 213 M. sind ca. 257 M. an Geld und 1/2 Morgen Wiese vorhanden. Stifter Joh. Mart. Horlacher, Jak. Schoger, Ad. Sindel, Göringer, Pf. Feuchter.


Lustenau, nach Brandenburg-Ansbacher Sitte wegen seines Marktrechts auch Markt-Lustenau genannt, alt Lustenawe, die lustige, anmuthige Au, hieß früher Lustenau bei Kreßberg im Unterschied von L. bei Wördlin d. h. Bösen-Lustenau, OA. Ellwangen

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0356.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)