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die Pfarrei. Jetzt bat die Gemeinde den lutherischen Mitvormund G. Christian v. Buchholz, der schon 1629 den Bauern von Schönbrunn und Bräunersberg gestattet hatte, sich zur Pfarrei Waldthann zu halten, und den Markgrafen von Ansbach um einen evangelischen Pfarrer. 1633 im März wurde nun wirklich Joh. Math. Röschius von Brandenburg zum Pfarrer ernannt, allein die Nördlinger Schlacht machte seine Stellung unhaltbar. Zunächst übernahm der katholische Pfarrer Agricola v. Weidelbach die Pfarrei. Am 19. Nov. 1634 wurde ein kath. Pfarrer Joh. Vögelin eingesetzt, der nicht lange blieb, später versahen sie Mönche von Dinkelsbühl ein Jahr lang. Die Herrschaft benützte die Zeit, 7 katholische Unterthanen in den verwüsteten Ort zu ziehen, das Brandenburgische Wappen, das neben dem Seckendorfischen über dem Hochaltar gewesen, wurde verschmiert und das Jahr 1634 darauf gemalt. 1649 baten die Unterthanen auf Grund des unbestreitbaren Rechtes, das ihnen der westfälische Friede gab, um einen evangel. Pfarrer. Hans Heinrich von Knöringen erklärte ihnen, wer nicht katholisch werden wolle, solle binnen Jahresfrist verkaufen und anderswo seine Wohlfahrt suchen. Aber 1651, als Hans Heinrich von Knöringen auch andere Differenzen mit dem Markgrafen hatte, suchte er im Bewußtsein, daß seine Sache Angesichts des westfälischen Friedens unhaltbar war, den Pfarrer Beurlin v. Marienkappel und Waldthann zu bewegen, auch Lustenau zu versehen. Dagegen legte Markgraf Albrecht Widerspruch ein und verlangte unterm 11. März 1651 Restitution des Standes vom 1. Jan. 1624, somit einen eigenen lutherischen Pfarrer, aus Gnade wolle er Knöringen ein Simultaneum gestatten. Um Knöringen willig zu machen, behielt man ihm den Zehnten vor. Die Bauern auf den Wäldern protestirten gegen das Simultaneum (23. Juni 1651), weswegen der Vogt von Kreßberg sie strafte. Jetzt wandte sich Knöringen an Pfarrer Öttinger von Leukershausen, der auch Weidelbach versah. Man bot ihm für die Predigt erst 1/2 Thaler und den kleinen Zehnten („worüber ich gelacht, denn eine Dienstmagd habe mehr“), dann einen Reichsthaler, die Pfarrwiese und die Accidenzien, aber er dürfe das Kapitel nicht besuchen. Nach Öttingers Tod sprach Ansbach die Konfirmation des evangel. Pfarrers an. Knöringen beeilte sich, den Pfarrer Beurlin zu gewinnen, doch übernahm sie Pfarrer Jäger von Weidelbach, dann Pfarrer Prielmajer von Waldthann. Da diese nur alle 14 Tage

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0360.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)