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Obstbau im Zunehmen. Die Gemeinde besitzt eine Baumschule mit einem Baumwart, Wald dagegen nicht. Die beschränkte Schafweide wird mit einheimischen Schafen befahren. Die Pferchnutzung erträgt 70 bis 80 Mark. Die Allmanden sind zu 50 M. verpachtet, ebenso die sonstigen Güterstücke der Gemeinde, welche 80 M. Pacht abwerfen. Die Rindviehzucht ist ziemlich ansehnlich. Schafe der Bastardrasse werden im Sommer 100, im Winter 40 von Privaten gehalten. Das Fischrecht in den Weihern gehört Privaten.

Die Stiftung besitzt ein unbedeutendes Vermögen, dessen ursprünglicher Grundstock mit 25 fl. von 2 adeligen Fräulein herrührt.

Von Alterthümern ist wenig bekannt. Ein Wald zwischen M., Melbersmühle und Wildenstein führt den Namen Diebssteig. Auf dem Schwedenfeld sollen die Schweden ein Lager gehabt haben, auch ein Franzosenacker findet sich. Auf dem Hohenrodle soll das Hochgericht gestanden sein. Von sonstigen Flurnamen sind zu nennen: „Kleines Almosenholz (Dinkelsb.), die Önrich, Taubenkropf.

Matzenbach (Bach eines Mazo) erscheint erstmals in der Urkunde K. Heinrich II. v. 1024 über den Ellwanger Bannforst W. U. I, 256 mit Aptsbach und Ruotherisbrucke und bildete den Grenzort jenes Forstes. Die Straße schied später die Ellwanger und Brandenburger Fraisch. Der nördliche Theil von M. mit dem Schloß gehörte zur Cent Crailsheim. Wahrscheinlich ist die Fraischgrenze die spätere Grenze des Mulach- und Riesgaus, welche ursprünglich der Diebssteig bezeichnete.

Die weitere Geschichte Matzenbachs ist für 500 Jahre völlig unbekannt. Die Angabe, daß M. dem Deutschorden gehört habe (Kgr. Württb. 1863 S. 886), beruht wohl auf einer Verwechslung mit dem bei Fischer stat. topogr. Beschreib. v. Brandenb.-Ansb. S. 218 genannten Matzenbach, heute Massenbach bayr. Landger. Ellingen.

Um 1500 war M. freies Eigenthum Michael Völkers, eines Bruders des Onolzbachischen Kanzlers Hans Völker aus Crailsheim, (Schütz Beschr. v. Ansbach S. 53) dessen beide Töchter Dorothee und Lucie M. mit einander erbten. 1524 kaufte Dorotheens Gatte Wolfgang Jakob Senft v. Sulburg von seinem Schwager Eban Altmann von Schmidtmühlen dessen mit Lucie Völker erheiratete Hälfte. M. blieb fortan im Besitz dieses alten, aus Hall stammenden Geschlechtes s. OA.B. Hall S. 151. Mit dem Tode Joh. Fr. Wilh. Senft, württb. Geh.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)