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1420 erbaut, 1634 niedergebrannt, s. u., 1643/44 neu aufgebaut, aber 1728 wegen Engräumigkeit und Baufälligkeit abgebrochen und entsprechend jener Zeit in nüchternem Geschmack als Betsaal wieder aufgebaut. Vom ursprünglichen Bau hat sich nur der untere Theil des niedern, erst vier-, dann achtseitigen Thurms mit plumpem Gurtengewölbe und dicken Mauern erhalten. An der Ostwand des Schiffes, das durch die breiten Emporen und den Orgeleinbau im Westen verdüstert ist, stehen Altar und Kanzel übereinander. Die 3 Glocken sind 1862 von König in Langenburg gegossen. Nach dem Brand 1634 ließ die Gemeinde Honhardt ein Glöcklein, 2 weitere ließen die Ober-Speltacher 1663 von Stephan Bruncler und Joh. Arnold gießen (Örtl. Urkunden). Die Kirche besaß einen alten Abendmahlskelch, dessen Kuppa weit und flach ist (jetzt im Museum vaterländischer Alterthümer in Stuttgart). Der Knauf hat 6 Vorsprünge mit 6 theilweise sehr charakteristischen Gesichtern. Auf dem Fuß sind 6 halberhaltene Medaillonbilder mit Scenen aus dem Leben Jesu. Der Rand hat die Inschrift: HEINR. DECAN. ONOLSPACEN. ME. OBTULIT (Dek. Heinrich in Onolzbach 1299–1328). Die Kirche ist von der Kirchengemeinde zu unterhalten. Der Gottesacker, der ursprünglich bei der Kirche lag, wurde später östlich von derselben angelegt, mußte aber wegen Feuchtigkeit 1836 aufgegeben werden und liegt nun nördlich vom Ort auf der Höhe. Ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden, dagegen wird ein Baufonds zur Erbauung eines solchen gesammelt. Das neben der Kirche gelegene 1821 erbaute Schulhaus ist feucht und düster und seiner Bestimmung wenig entsprechend. Es enthält ein Lehrzimmer und die beschränkte Wohnung des einen ständigen Lehrers. Das Rath- und Spritzenhaus unweit des Schulhauses wurde 1859 zugleich als provisorische Wohnung des augenblicklich mangelnden Pfarrverwesers erbaut. Nördlich vom Dorf auf einer Anhöhe steht die alte Zehntscheuer mit 2 württembergischen Wappen, dem des Herzogs Ludwig und dem einfacheren des Herzogs Johann Friedrich, mit der Inschrift J. F. H. Z. W. 1614 geschmückt. Ein Armenhaus und Schafhaus ist vorhanden. Je eine steinerne Brücke führt über den Buchbach und den Lanzenbach. Daneben sind 5 hölzerne Stege vorhanden, welche sämmtlich von der Realgemeinde zu unterhalten sind. Die einzige Vizinalstraße geht von Waldbuch über Ober-Speltach an die Kronprinzenstraße nach Crailsheim. 1

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0388.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)