Seite:OACrailsheim0389.jpg

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Die Quellverhältnisse sind nicht ganz günstig. Die nicht sehr zahlreichen Quellen führen hartes Wasser. Es sind 30 Pump- und 8 Zieh- und Schöpfbrunnen vorhanden.

Der Vermöglichste besitzt 19–22 ha, der Mittelmann 7,8 bis 11 ha, die Ärmeren 1,26–1,9 ha. Von Handwerkern sind Schuhmacher und Leineweber am stärksten vertreten. 2 Schildwirthschaften, darunter eine mit Brauerei, und 3 Krämer dienen dem Verkehr. Die verhältnismäßig große wohlabgerundete Markung hat mittelfruchtbaren, theilweise lehmhaltigen, seichtgründigen Boden, der im Thale schwer, auf der Höhe leicht ist. Das Klima ist ziemlich rauh, Frühlingsfröste und kalte Nebel sind nicht selten, dagegen Hagelschlag sehr selten. Die Landwirthschaft ist gegen früher bedeutend fortgeschritten. Die Hauptfrüchte sind Dinkel und Haber; auch Gerste und Roggen und etwas Einkorn wird gebaut. Der Wiesenbau ist ausgedehnt. Das Futter ist mit Ausnahme von einigen Stellen am Lanzenbach und beim Bonolzhof gut. Die Obstzucht nimmt zu. Doch geräth das Obst wegen der Frühlingsfröste nicht gerne. Man zieht vorzugsweise rauhe Sorten. Die Gemeinde besitzt eine Baumschule, auch ist ein Baumwart angestellt.

An Wald besitzt die Gemeinde 116 M. gemischtes Holz, lauter junger Aufwuchs mit geringem Ertrag. Der Wald ist jedoch unter die Realgemeindebürger vertheilt. Zur Weide dienen die Allmanden, Brach- und Stoppelweide. Das Weiderecht wird von den berechtigten Realgemeindebürgern ausgeübt, welche auch den Ertrag der Pferchnutzung mit 600 M. unter sich vertheilen. An Gütern besitzt die Realgemeinde 4 M. Wiesen, die jährlich ca. 200 M. Pacht abwerfen.

Die Pferdehaltung ist bedeutend, aber die Pferdezucht äußerst gering; die Rindviehzucht in gehobenem Stand. Auch die Viehmastung ist bedeutend. Der Absatz geht an die Handelsleute und an die Metzger in Crailsheim. Die Gemeinderechtsbesitzer halten im Sommer 400, im Winter 200 Stück Lammschafe. Die Wolle wird theils für das Haus gebraucht, theils an die Israeliten verkauft. Die Lämmer werden von den Händlern aufgekauft. Die Schweinezucht ist belangreich. Die Ferkel kommen auf den Schweinemarkt in Crailsheim. Mastschweine werden in ziemlicher Zahl verkauft, aber auch fürs Haus geschlachtet.

Einige Armenstiftungen, darunter je 171 M. von Kasp. Eberhardt und G. Haag, sind vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0389.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)