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die Jagst führen zwei steinerne Brücken, eine bei Barenhalden und eine 1860 neuerbaute bei Neidenfels; 2 kleine steinerne Brücken über den Kreuzbach, drei über den Entenbach, sowie 5 hölzerne Stege. Die Unterhaltungspflicht haben die betreffenden Theilgemeinden.

Die Vermögensverhältnisse sind in Satteldorf, Auhof, Beuerlbach und den Mühlen günstig, in Burleswagen mittelmäßig, in Neidenfels mit Ausnahme von wenigen Bürgern dürftig, indem die Mehrzahl von der Hand in den Mund lebt. Auch finden sich dort einige Kretinen. Der Vermöglichste besitzt ca. 22 ha, der Mittelmann 7,8–9,4 ha Feld. Die Ärmern besitzen kaum ein Gemüsegärtchen, zuweilen noch ein Kartoffelländchen dazu. Der Gewerbebetrieb ist nicht bedeutend. Einige Schreiner und Maurer arbeiten auch nach außen. Unbemittelte suchen mit Strohflechten, Korbmachen, Besenbinden den Winter über sich zu ernähren und finden für ihre Produkte Absatz in der Umgegend. Eine Gipsfabrik und 3 Ziegeleien werden mit gutem Erfolg betrieben. An der Jagst befindet sich eine Kunstmühle mit 6 Mahl- und einem Gerbgang und 3 Kundenmühlen mit je 4 Mahl- und 1 Gerbgang (Barenhalden-, Helden-, Neidenfelser- und Neumühle), am Entenbach eine mit 2 Mahl- und einem Gerbgang. Ebenso sind 5 Sägmühlen im Betrieb. Dem Verkehr dienen 8 Wirthschaften und ebenso viele Krämer.

Die große, von Ost nach West etwas in die Länge gestreckte Markung hat neben leichtem größtentheils schweren thonhaltigen Boden mit Lehm und Kalksteinuntergrund. Derselbe ist seichtgründig, gegen die Jagst hin steinig, unterhalb Satteldorf theilweise sumpfig. Saure Wiesen finden sich in den Buschwiesen und beim alten See. An den Jagstgehängen werden Kalk- und Werksteine gebrochen, Tuffstein bei Neidenfels. Ein weitberühmter Sandsteinbruch mit großem Absatz nach außen ist auf der Markung Beuerlbach. Eine Gipsgrube auf der Markung Satteldorf liefert ebenfalls viele Steine und zubereiteten Gips nach außen. Auch 5 Lehmgruben sind vorhanden. Beim Bauchbronnen wurde früher nach Vitriol gegraben. Die früheren Seen, wie der alte See am Entenbach, der Birkachsee gegen Gröningen, der neue See am Fuchsberg und die Kleederseen zwischen Fuchsberg und Schloßberg sind jetzt trocken gelegt. Nach der Sage war unweit Satteldorf ein großer Sumpf, in welchen sich das Volk mit dem Vieh in Kriegszeiten flüchtete.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)