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westliche Flügel ist für die Evangelischen, der östliche für die Katholiken bestimmt. Jeder Flügel enthält ein Lehrzimmer und eine Lehrerwohnung. Für die katholischen Kinder, welche im Sommer vielfach mit den Eltern auswärts sind, sind noch zwei weitere Lehrzimmer in dem früheren freiherrl. v. Seckendorf’schen Amthaus gemiethet. An der evangelischen Schule unterrichtet ein ständiger Lehrer, an der katholischen im Sommer ein ständiger, im Winter noch weiter zwei unständige. Die Kinder der Israeliten besuchen die katholische Schule und erhalten Religionsunterricht durch den Vorsänger. Eine Industrieschule besteht.

In der langgestreckten Kapellengasse steht eine kleine, unansehnliche und baufällige Kapelle, dem heil. Jakob geweiht. Dieselbe soll vor 150–200 Jahren von einem Wilderer gestiftet worden und mit einer Kette umgeben gewesen sein. Früher war sie der einzige gottesdienstliche Ort für die Katholiken Unterdeufstettens, in dem der in dankbarem Andenken stehende Kapuzinerpater Gratian aus Wemding Gottesdienst hielt. Auf dem kleinen Thürmchen hängen 2 Glocken, die kleinere mit dem Krucifix ohne Inschrift, die größere mit demselben Bild und der Inschrift: Heilige Freude belebe euch alle, wenn zum Gottesdienst ich schalle. Zum Dank und ehrenden Andenken der königlichen Gnade. Umgegossen von J. G. König zu Langenburg anno 1830. An der Senkung der Hauptstraße zum Rothachthale steht die einfache, aber saubere, 1848/49 neuerbaute Synagoge der Israeliten. Das unweit der Kirche an der Hauptstraße befindliche Rathhaus hat die Gemeinde 1874 von Privaten erkauft und zweckmäßig eingerichtet. Außerdem besitzt die Gemeinde ein Armenhaus und ein Gefängnis mit Feuerspritzenremise.

An der Kreuzung der beiden Hauptstraßen über dem Rothachbache steht das freiherrlich von Seckendorf’sche Schloß, ein vierseitiges Gebäude von moderner Bauart ohne architektonische Schönheit, aber wohnlich eingerichtet. Früher führte eine Zugbrücke von Süden über den Graben in den Garten; der Rest eines alten Thurms ist an der Südostecke der Umfassungsmauer erhalten. Im Parterre der Nordseite ist eine kleine, 1603 erbaute, einfache Kapelle mit 2 gothischen Fenstern, in deren eines ein altes aus Westfalen gekommenes Glasgemälde eingelassen ist, das Wappen Johann’s v. Pfeil aus dem Jahr 1623. Oben und unten sind kleine Jagdscenen, dann Fides und Prudentia, in der Mitte die beiden v. Pfeil’schen Bärentatzen mit

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0470.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)