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der Inschrift: Johannes Pfeull anno 1623. An der Wand ist das Wappen des einstigen Besitzers von Deufstetten Chr. K. L. v. Pfeil und seiner Gattin Anna Maria Fürstin v. Kupferberg. Im Schloß ist auch das Bild Friedrichs des Großen, welches er selbst an Pfeil geschenkt hatte, nebst eigenhändigen Briefen des großen Königs aufbewahrt.

Da die Markung reich ist an Quellen, so fehlt es an gutem und genügendem Trinkwasser nicht, das aus ca. 36 Pumpbrunnen geholt wird. Eine Wasserleitung geht vom Haselbrunnen ins Schloß und von da in die Walter’sche Brauerei. Vizinalstraßen führen nach Crailsheim, Ellwangen und Dinkelsbühl. Die Unterhaltung von 2 steinernen und einer hölzernen Brücke und 2 Stegen ist Sache der Gemeinde in Gemeinschaft mit der Gutsherrschaft und Privaten.

Die Mittel des Auskommens hängen bei dem größten Theil der Bevölkerung vom Geschäftsgang ab. Vom Grundbesitz lebt 1/4 der Einwohner. Von diesen hat der Vermöglichste ca. 15 ha Feld und 28 ha Wald, der Mittelmann 3,7–4,7 ha Feld, die Ärmeren 2 Allmandtheile mit 11,8 Ar. Der Besitz der Bürger auf fremden Markungen beträgt ca. 63 ha. Der Handelsbetrieb mit Porzellan, Farben, Steingut, Mineralwasser, Bürsten und Galanteriewaaren hat einen bedeutenden Absatz bis nach Tyrol, Sachsen, Elsaß-Lothringen und der Schweiz. Mit dem Anbruch des Frühjahrs ziehen die Händler meist mit starkgebauten Wagen und einem Pferde, das die Familie mit den Waaren befördert, aus und kehren – ein Zug schöner Pietät – womöglich zu Allerseelen (2. Nov.) wieder heim. Auch Hopfenhandel ist beträchtlich. Ein sehr bedeutendes Quantum Haderlumpen wird hier eingeführt, sortirt und an die Fabriken geliefert. Handwerke sind zahlreich vertreten. Mühlen sind 3 in der Gemeinde, von denen zwei 2 Mahlgänge, die dritte nur einen Mahlgang, aber alle 3 einen Gerbgang haben. Mit einer derselben ist ein Ölgang und eine Sägmühle verbunden. Dem Verkehr dienen 6 Kaufläden und 5 Wirthschaften, davon 3 mit Brauerei verbunden. Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich nach Crailsheim, Ellwangen und Dinkelsbühl.

Die kleine, unregelmäßig abgerundete Markung, von welcher ein großer Theil zu dem Fideikommißgut der Freiherrn von Seckendorf gehört, ist nur mittelfruchtbar, und hat vorherrschend leichten Sandboden mit Lettenunterlage. Das Klima ist ziemlich rauh. Kalte Nebel und schädliche Frühlingsfröste kommen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0471.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)