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stand, und von freundlichen Gärten und Ökonomiegebäuden. Das Schloß, im Renaissancestil gebaut, hat gegen Osten einen Staffelgiebel und 5 dicke Mauern. Die 4 Eckthürme sind abgebrochen. An das Hauptgebäude stößt ein Holzbau, der auf dem Grund eines alten abgebrochenen Thurmes steht.

In Wildenstein liefern 46 Pumpbrunnen, 10 Schöpfbrunnen, in Wäldershub 35, in Großenhub 8 Brunnen hinreichendes und gutes Wasser. Die Hauptstraße ist die Poststraße von Unter-Deufstetten nach Crailsheim, Vizinalstraßen führen nach Lautenbach, Dinkelsbühl und nach Matzenbach. Eine steinerne Brücke, welche theils von der Gemeinde, theils von den Gütlern zu unterhalten ist, führt über den Ablauf eines Weihers.

Der Vermögensstand ist kein hoher. Der Vermöglichste besitzt 25 Morgen, der Mittlere 10, der Ärmere 2 Morgen, viele haben keinen Besitz und nähren sich von Tagelohn und Hausirhandel.

Von den Gewerben sind die Schuhmacher am stärksten vertreten. Es werden viele Bürsten- und Holzarbeiten gefertigt, die von den Hausirern neben Galanterie- und Steingutwaaren im Land abgesetzt werden. Eine Mühle mit 2 Mahl- und einem Gerbgang, eine Sägmühle, eine Ziegelei, 3 Brauereien mit Wirthschaft und 2 Schildwirthschaften, 7 Läden in Wildenstein und einer in Großenhub dienen dem Verkehr und Handel. Die ziemlich ausgedehnte, aber unregelmäßig gebildete Markung, in welche sich von Süden die Markung Matzenbach einschiebt, hat durchaus Sandboden mit dürftiger Humusdecke; derselbe ist im Frühjahr naßkalt, sonst hitzig und wenig ergiebig. Nasse Wiesen sind beim Badhaus, am Spitzenholz und Tannenweiher. Das Klima ist rauh, den Winden sehr ausgesetzt, Hagelschlag jedoch selten. Eine Wetterscheide ist die Hardt bei Stimpfach. Auf der Markung finden sich zahlreiche Weiher, eine noch größere Zahl ist jetzt trocken gelegt. Harte Steine finden sich in Wäldershub, zu Rohbauten und Straßenbeschläg brauchbar. Sandgruben sind ziemlich viele vorhanden. Eine Schwefelquelle soll beim früheren Badhaus gewesen sein.

Die Landwirthschaft leidet unter der starken Parzellirung und der Bodenbeschaffenheit. Roggen, der besonders gut gedeiht, Haber neben etwas Gerste und Weizen herrschen vor. Die Kartoffel gedeiht vorzüglich. Der Wiesenbau auf den zweimähdigen Wiesen ist ausgedehnt, das Futter gering. Der Obstbau ist bis jetzt gering, nimmt aber stark zu und beschränkt sich auf

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0511.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)