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nie zur Epidemie, wohl aber im Jahre 1832/33 in Zell und Plochingen.

Endemische Krankheiten kommen nicht vor. Das kalte Fieber ist in der Stadt höchst selten und ist fast immer, wenn es vorkommt, durch Reisende an andern Orten geholt worden. Nur zur Zeit der Friesel-Epidemie kamen hier selbstständig entwickelte kalte Fieber, jedoch in geringer Zahl vor. In dem Amtsorte Pfauhausen aber sind kalte Fieber sehr häufig, wozu das noch nicht völlig trocken gelegte alte Bett des Neckars Veranlassung gibt.

Cretinismus fehlt im ganzen Oberamtsbezirk fast ganz; einige in der Stadt aus früheren Zeiten vorhandene mehr auf der Stufe von Scrophulosis stehen gebliebene Formen starben, ohne durch neue ersetzt zu werden, allmählig aus. Überhaupt fehlen bei den bereits geschilderten klimatischen Verhältnissen die Momente zur genesis des Cretinismus fast ganz.

Fleiß, Sparsamkeit und Religiosität können als die vorherrschenden moralischen Eigenschaften bezeichnet werden. Freilich ist die religiöse Denkweise nicht immer frei von Mysticismus und Aberglauben, wie denn namentlich der Gespenster- und Hexenglaube in einigen Orten, z. B. in Berkheim eine große Rolle spielt. Besondere Eigenheiten in Sitten und Tracht finden sich nicht. Der ländliche Anzug beider Geschlechter ist der in den mittlern Neckargegenden und auf den Fildern überhaupt übliche. Nur auf dem Schurwald hat sich noch ein Rest des alten Brauchs erhalten, s. Aichschieß. Die vermehrte Verbindung mit den nahen Städten schleift bei dem jüngern Geschlechte die hergebrachten Formen immer mehr ab. Der so charakteristische Dreispitz weicht dem runden Hut oder der Mütze, und dürfte in einigen Jahrzehnten eine Antiquität seyn. Der Schnitt, wenigstens des Sonntagsrocks, nähert sich immer mehr dem städtischen. Eigenthümliche Volksbelustigungen finden sich ebenfalls nicht; man begnügt sich mit den herkömmlichen Tänzen an Kirchweihen, Hochzeiten und

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)