Seite:OAEßlingen 106.png

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unter 100 Geburten befanden sich 9 uneheliche, oder die unehelichen verhalten sich zu den ehelichen wie 1 : 10,1, dieses Verhältniß ist günstiger als das vom ganzen Lande (1 : 8,7).

Gestorben sind jährlich nach dem Durchschnitt von 1832/42 341; es kommen hienach auf 1000 Einwohner 36 Gestorbene (oder 1 Todesfall auf 28 Lebende). Die Sterblichkeit beim männlichen Geschlecht ist auch hier größer als beim weiblichen; auf 1000 Personen männlichen Geschlechts kommen 37,2, auf 1000 weiblichen Geschlechts aber nur 35,0 Gestorbene.

Auf 100 Gestorbene kommen 127 Geborene, und der natürliche Zuwachs der Bevölkerung der Stadtgemeinde betrug in dem Jahrzehnt von 1832/42 983 Personen (572 männliche und 411 weibliche); die Zunahme durch Einwanderung (über Abzug der Ausgewanderten) 291. Der gesammte Zuwachs also 1274.

Bei der Zählung im Jahr 1832 fanden sich Übersechzigjährige 678 (318 männliche, 360 weibliche) oder auf 1000 Einwohner 75, während nach dem Mittel des Königreichs auf 1000 Einwohner deren 78 kommen. Die größere Sterblichkeit trifft auch hier nur die jüngeren Altersklassen, hauptsächlich die bis zum zurückgelegten ersten Lebensjahre.

Hinsichtlich des sittlichen Zustandes der Stadtbewohner verläugnen sich zwar nicht die Einwirkungen eines immer mehr zunehmenden Fremden-Verkehrs und eines lebhaften Gewerbebetriebs; gleichwohl fällt in dieser Beziehung eine Vergleichung mit anderen Städten von gleichen Verhältnissen noch immer zum Vortheil Eßlingens aus. Religiosität, Ordnungsliebe und Fleiß können im Ganzen als vorherrschende Eigenschaften bezeichnet werden, wenn gleich namentlich in den untern Klassen an die Stelle der früheren strengeren Wirthschaftlichkeit vielfältig mehr Neigung zu Luxus und Genuß zu treten scheint. In früheren, reichsstädtischen Zeiten machte sich öfters eine gewisse Starrheit des Charakters und ein etwas starkes Selbstgefühl geltend. Die Bewohner der Filialweiler sind Menschen von einfachen, unverdorbenen Sitten, an Arbeit und Entbehrung gewöhnt, gefällig und wohlwollend gegen Nachbarn und Fremde.

Die Nahrungsquellen der Einwohner fließen aus der Landwirthschaft (hauptsächlich dem Wein-, Obst- und Gartenbau) und aus der Gewerbsindustrie; letztere ist in der Stadt vorherrschend, während die Bewohner der Filialien sich fast ausschließlich von der ersteren nähren.

Das K. Oberamt machte uns in Beziehung auf den Vermögensstand der Stadtbewohner, namentlich der untern Klassen nachstehende Mittheilung: „Ungeachtet des bedeutenden öffentlichen Vermögens der

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)