Seite:OAEßlingen 110.png

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gewöhnlich in den Weinbergen gezogen, wo die aus dem Land oder Beet genommenen Stämmchen unterhalb der Wasserfurchen (welche um das Wasser in die Wasserfälle zu leiten, in einer Entfernung von c. 24′ von einander angebracht sind) gesetzt, nach 3–4 Jahren gepfropft und nach weiteren 3–4 Jahren als versetzbare Bäume zu Markt gebracht werden. In neuerer Zeit verschaffen sich die Baumpflanzer auch viele edlere Sorten durch den Handelsgärtner Gulden, dessen bedeutender Baumschule rühmlichste Erwähnung zu thun ist. Im Allgemeinen darf man annehmen, daß auf dem Eßlinger Baummarkt alljährlich ein Kapital von 40–50.000 fl. umgesetzt wird.“[1] Von bedeutendem Belang ist ferner der Gartenbau, begünstigt durch die Bedürfnisse der namhaften Bevölkerung Eßlingens selbst, und die starke Consumtion der nahen Hauptstadt. Von Küchengewächsen sind es hauptsächlich Zwiebel und Gurken, welche letztere besonders in Mettingen in sehr großer Menge gepflanzt und weit umher, bis ins Badische abgesetzt werden. Es gibt mehrere hübsche Privatgärten; die bedeutendste Gartenanlage aber ist die des genannten Handelsgärtners Gulden vor dem Mettinger Thor. Auch verdient der von dem verstorbenen Herrn Grafen Alexander von Württemberg angelegte angenehme Garten in Seerach genannt zu werden. – Die Viehzucht erfährt alle Aufmunterung und wird durch sorgfältig beaufsichtigte Nachzucht empor gebracht, ist aber wegen Mangels an ausgedehntem Grundbesitz nur von untergeordneter Bedeutung. Um so emsiger ist man bei der hochgesteigerten Bodenkultur auf Gewinnung und Zurathehalten von Düngungsmitteln aller Art bedacht. – An Grundabgaben haben noch zu beziehen: das Kameralamt 5 fl. 12 kr., die Stiftungspflege Eßlingen 160 fl. 44 kr. 1

Die Stadtgemeinde ist im Besitz von 2800 Morgen Waldungen, fast durchgängig Laubwald, von welchen 22165/8 Morgen auf hiesiger Markung liegen. Der Ertrag an Holz, welches ausschließlich nur an Eßlinger Bürger verkauft wird, wirft jährlich im Durchschnitt 20.000 fl. ab. Die Stiftungspflege hat auf dießseitiger Markung nur 93/8 Morgen Laubwald. Ungefähr 400 Morgen sind im Privatbesitz. Die Ufer des Neckars und der Bäche sind hier mehr als irgendwo mit ausgedehnten Weidenpflanzungen bekränzt, wie auch das dem Neckar durch zweckmäßige Eindämmung abgewonnene Terrain mit Erlen, Pappeln, Alben etc. bepflanzt worden ist, welche bei dem


  1. Diese Annahme dürfte jedoch zu hoch seyn. Nach einer, übrigens nur „ungefähren niedrigsten Berechnung“ vom Jahr 1844 kommen jährlich zu Markte c. 24.000 St. Kernobstbäume, und 2000 St. Steinobst- und Nußbäume, für welche der Erlös zusammen auf 11.200 fl. angenommen wird.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)