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Erbauung von Kunstmühlen, Einrichtung von Wasserwerken etc. beschäftigt sich Mühlarzt G. Weller. – Noch verdienen Erwähnung die Linirmaschinen von Bader d. j., die Kunstarbeiten einiger Schlosser und Zeugschmiede, wie Starz, Stahl, Leypold u. A.

Unter den Fabriken, welche sich mit Verarbeitung von Wolle beschäftigen, behauptet die erste Stelle die Tuchfabrik der Gebrüder Hartmann (geleitet von Fr. Hartmann, Wilh. Wagner, und Carl Brodhag), das bedeutendste Etablissement dieser Art im südwestlichen Deutschland. Aus kleinen Anfängen im Jahr 1826 hervorgegangen ernährt dieses Geschäft gegenwärtig 350 Arbeiter innerhalb, und 40–50 Arbeiter außerhalb der Fabrik, und wendet der Stadt die Vortheile einer Geldcirkulation von c. 100.000 fl. jährlich zu. Gegenstände der Fabrikation sind Tuch, Halbtuch und Biber in feinen Qualitäten, die in das Vereinsgebiet und in die Schweiz ihren Absatz finden. Die mit dem Geschäft verbundene Spinnerei arbeitet mit 3000 Spindeln und zählt 7 Assortiments oder 32 Drousetten. – Nicht unbedeutend ist auch die Tuchbereitung von 9 einzelnen Tuchmacher-Meistern mit 4 Tuchscheerern, welche 40–50 Personen beschäftigen. Die Gebr. Hartmann erhielten 1836 und 1842 öffentliche Belobungen und 1824 die silberne, 1839 die goldene Medaille, die Tuchmacher Vestner und Gneiting 1830 und 1833 die silberne Medaille und wiederholte Belobungen.

Ein ebenfalls großartiges Etablissement ist die Zug-Garnspinnerei und Färberei von Merkel und Wolf (seit 1830); sie beschäftigt c. 150 Arbeiter, zählt 1600 Feinspindeln und hat eine durch die neuesten Erfindungen vervollkommnete Einrichtung (Dampfwäscherei, Maschinenkämmerei); ihre Geschäfte bestehen in Spinnerei von wollenem Kammgarn, als Web-, Stick-, Strick-, Posamentiergarn etc., Zwirnerei und Färberei. Die englische Concurrenz ist bei der gegenwärtigen Handelspolitik des Zollvereins sehr fühlbar. Merkel und Wolff erhielten 1833 die silberne Medaille, und 1836 und 1839 öffentliche Belobungen. – Neuerlich ist auch eine Streichgarn-Spinnerei (Frey u. Comp.) entstanden.

Die mechanische Baumwollenspinnerei von Schöllkopf und Bockshammer (seit 1813) wird von Berg bei Stuttgart aus geleitet, beschäftigt hier 75 Arbeiter mit 2000 Spindeln, und spinnt Garn von Nr. 8–30. Auch hier gilt hinsichtlich der Concurrenz das so eben Gesagte. – Lampendöchte für die Deffnerschen Lampen werden von Ulrich Schmohl in Menge fabricirt.

Die Linnen- und Baumwollenweberei von Schöllkopf und Grünzweig (seit 1840), ein kräftig aufblühendes Geschäft, erhält bereits über 100 Webstühle hier und in der Umgegend in

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)